Filialkirche Maierhöfen

Filialkirche Maierhöfen

 

Filialkirche zum Hl. Nikolaus



Südseitige Ansicht
 
 
Die Filialkirche zum „Heiligen Nikolaus“ in dem Weiler Maierhöfen befand sich ursprünglich viel näher zur Donau gelegen, die durch Anlandungen beziehungsweise Regulierungen sich heute schon etliches entfernt von der „Schifferkirche“ befindet

 
Maierhöfen kommt unter dem Namen Marchouen schon im Melker Urbar von 1314 vor.
Grundherrschaft und Ortsobrigkeit befand sich bei der Melker Stiftsherrschaft.
Das Urbar von 1316 erwähnt eine Kirche in dem „unteren“ Bergarn (Bergern), womit aber Maierhöfen gemeint ist!

1316 hatte das Hochstift Freising Güter in Ober-Pergarn bei der Kirche (hier ist Maierhöfen gemeint) und in Bergern (* Seite  130). 1453, 20. April, Wien, verleiht König Ladislaus dem Reinprecht von Ebersdorf unter anderem zwei Teile Wein- und Getreidezehent zu Frenigaw, Pergarn und Mairhoven in Melkcher Pfarre und zu Matzleinsdorff in Matzleinsdorffer Pfarre.
(* Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt, Band 16, 1998, Seite 132).
 
 

Äußeres


Die Filialkirche Maierhöfen besitzt eine reizvolle barocke Außenerscheinung; die aus dem barocken Langhaus, dem einspringenden gotischen Chor mit 5/8-Schluss und dem vorgebauten Westturm mit neubarocker Zwiebelhaube besteht. Das bestehende Bauwerk hat eine kräftige Putzgliederung, die durch die Altrosa-Weiß-Färbelung unterstrichen wird.
Eine Außenrenovierung erfolgte 1981.


In den ersten Jahrhunderten des Christentums waren die Heiligen fast ausschließlich Märtyrer oder sogenannte Bekenner, wie vermutlich auch der heilige Nikolaus. Sein Todestag (6. Dez.) ist um 350 anzunehmen. Der Geburts- und Sterbeort Myra lag im damaligen Lykien. Demre (das frühere Myra) und Bari in Apulien teilen sich den Ruhm des Nikolaus-Kultes.

Wer kennt nicht diesen Schutzheiligen?
Nikolaus bedeutet übersetzt: Sieg und Volk; er ist der Patron Russlands, „Väterchen Frost“.

Besonders die Kinder lieben ihn an seinem Gedenktag! Dargestellt wird er mit drei goldenen Kugeln (eventuelle Symbole auf Darstellungen sind noch Brote oder Äpfel bzw. drei Kinder, die sich in einem Bottich befinden).


Der hl. Nikolaus beschenkt ein Mädchen (Schokoladenschleife – Bild von F. M. 2008)

Ein „süßes Abbild“ des „Kinderbeschenkers“.
Schokoladeschleifeninschrift (unter anderem): Handgeschöpft in der Thayataler Schokoladen-Manufaktur Cafe-Konditorei-Bäckerei Müssauer, 3830 Waidhofen an der Thaya.


Nikolaus soll um 280/286 in Patras, Griechenland, geboren worden sein, wurde um 300 Bischof von Myra im damaligen Lykien, dem heutigen Demre an der Südwestküste der Türkei, und er ist der Patron der Gefangenen, Fischer, Schiffer usw.
Mancherorts gehört er zu den 14 Nothelfern.

 

Nach einer Äußerung des Hauptmanns der Freisingischen Herrschaft Ulmerfeld, Joachim Freymann (Freijmann) von Randegg, von 1694 ist die Kirche von Ulmerfeldschen Untertanen gegründet worden. Dies geschah wohl vor 1470 und die Ablässe (siehe unter Sachwörter/Ablässe: Das ganze Mittelalter hindurch gab es immer wieder Versuche, die Armut als Tugend zu ideologisieren – zuletzt wohl durch den hl. Franz von Assisi –, aber die Realität erwies sich als stärker. Das mag wohl auch daran liegen, dass die Kirche zwar den Vorzug der Armut predigte, gleichzeitig aber immer reicher wurde.), die Stephan Heyden, Michael Grulle und Wolfgang Brenner für die Kirche durch den Kardinal-Diakon Johann und den Kardinal-Priester Richard erlangten, dürften zur Förderung ihres Baues bestimmt gewesen sein, denn noch um diese Zeit lag die Siedlung unmittelbar am Donauufer.
Einstmals befand sich nach dem Gedenkbuch der Pfarre Matzleinsdorf in der Kirche ein „mehrenteils geschnitzter Altar des hl. Nikolaus“ (vermutlich ein Flügelaltar) und das Kirchlein selbst war „nach gotischer Art gestaltet“.
Vom damaligen Zustand (sie hatte weiterhin einen Holzturm) ist wenig erhalten.


Jakob Prandtauer, Barockbaumeister (* 16. 7. 1658 Stanz bei Landeck/Tirol, † 16. 9. 1726 St. Pölten/NÖ.)
Sein Hauptwerk war der Neubau vom Stift Melk!
„Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Post AG“


(*) Am 5. April 1723 reiste Jakob Prandtauer in Begleitung des Abtes und des Priors von Melk nach Maierhöfen zur Besichtigung der Nikolauskirche. Es wurde ein Neubau (der baufälligen Kirche) erwogen, jedoch Prandtauer entschied sich für Ausbesserungen. Vom damaligen Zustand ist wenig erhalten. Keiblinger berichtete vom Anbau zweier Sakristeien zu beiden Seiten des Hochaltares und einer Erneuerung mit einem Kostenaufwand von über 3000 Gulden. 1723–1735 wurde unter Prandtauer die Filialkirche barockisiert (* Jakob Prandtauer und sein Künstlerkreis – Ausstellungskatalog 1960, Seite 32 und 167).
1732 wurde nach den Rissen (Plänen) des Franz Rosenstingl ein neuer Hochaltar mit einem Altarbild durch Georg Waibl aufgerichtet.
Unter Abt Urban II. wurde 1779/80 der hölzerne Turm gegen einen steinernen ersetzt.
Nachdem Maierhöfen und Bergern 1784 von der Mutterkirche abgetrennt und nach Matzleinsdorf eingepfarrt waren, wurde durch eine Konsistorial-Entscheidung vom 7. Juni 1785 die Abhaltung einer hl. Messe in der Filialkirche zu Maierhöfen an „gewöhnlichen“ Tagen erlaubt und der Pfarrer von Matzleinsdorf als zuständig erklärt.
Bereits 1801 war das Dach mit Ziegel gedeckt.
Am 7. oder 8. November 1805 wurde durch französische Soldaten die Türe der Kirche aufgebrochen und ein silberner Kelch, Gefäße mit den hl. Ölen usw. geraubt und die „alten Schriften“ (Kirchenrechnungen) zerstreut.
Nach dem großen Brand von 1808, der am 17. März in Freiningau ausgebrochen war (die Kirche und alle Häuser von Freiningau, Maierhöfen und Bergern waren innerhalb weniger Stunden ein Raub der Flammen und dessen Schaden sich auf 111.024 Gulden belief), ging die Wiederherstellung der Kirche nur langsam vonstatten (die im Jahre 1831 gekaufte Glocke lud schon zum gemeinsamen Gebet ein) und konnte erst 1840 (mit neuem Hochaltar versehen) abgeschlossen werden; da alle Einrichtungen ein Raub der Flammen wurden, sind auch beide Glocken geschmolzen. Nur die Wölbung der Sakristei und das Gesims des Schiffes zeigen Prandtauers Handschrif

 

Inneres


Chorbereich



Chor mit Flachdecke. Im Turmerdgeschoß Kreuzgratgewölbe.
Altartisch mit freistehender Mensa mit Tabernakel und Adorationsengeln (um 1800), Rückwandbild „hl. Nikolaus“ von Joh. Hermann pinxit Vienne 1840 (nazarenisch).
 
 


Chorraum

Der kleine spätgotische Chorbau mit seinen einfachen pultdachbekrönten Strebepfeilern stammt aus der Zeit um 1470 (1724 barockisiert)

 
 

Hochaltar
 


Hochaltaransicht
 
 

Inneneinrichtung
 
 
Einfache klassizistische Hängekanzel, am Korb Reliefs Glaube, Liebe, Hoffnung (Ende 18. Jahrhundert), über dem Scheidbogen medaillenförmiges Ölgemälde „Hl. Dreifaltigkeit“ (18. Jahrhundert).
 

Kanzel

 

Trinitätsmedaillon oberhalb vom Scheidbogen



Kreuzigungsgruppe

 
Über dem rechten Seitenaltar große spätbarocke Kreuzigungsgruppe 2. Hälfte 18. Jahrhundert – (Polierweiß) mit künstlerisch hochwertigem Kruzifix und Weiß-Gold gefassten, ebenfalls qualitätsvollen Assistenzfiguren Maria und Johannes (spätgotisch?); rechts im Chorraum Maria Immaculata 1. Viertel 18. Jahrhundert und links barocke Statuetten Madonna und Prager Jesulein (das Original stammte aus Spanien und fand Zuflucht in der Kirche Santa Maria de Victoria. Maria Theresia stiftete dem Kind ein eigenhändig besticktes Prunkgewand. Da es so schön war, wurden sehr viele Kopien davon angefertigt).
Kreuzwegbilder (Drucke) 19. Jahrhundert; Bänke Anfang 19. Jahrhundert.

 


Gedenktafeln

 


MAIERHÖFNER, FREININGAUER, BERGNER, MATZLEINSDORFER UND DIE FAMILIE ERHART GABEN FREUDIG IM JAHRE 1980 UNSEREM KLEINOD NEU ERSTRAHLENDEN GLANZ

 
HERRN GEISTL. RAT EDMUND WARCHOL IN DANKBARKEIT FÜR DIE RENOVIERUNG DER KIRCHE IM JAHRE 1980 VON SEINEN FREUNDEN GEWIDMET
 
 

Orgel

 


Orgel aus 1788 

 

(Brüstungsorgel) Einmanualig, 8 Register. Ignaz Gatto der Jüngere 1788, von Franz Ullmann (Wien), technisch und gestalterisch 1852 abgeändert.


Hat sich hier der Künstler mit Familie „verewigt“?

 Abbild des Künstlers oder des Heiligen Nikolaus?

An der linken Seite des Orgelgehäuses (vom Organisten aus gesehen) sind wenige Zentimeter über dem Bodenniveau im Muster drei Köpfe und rechts (auf dem Stufenpodest) ein bärtiger Mann abgebildet.
 
 

Glocken

1. Glocke

Die dem hl. Nikolaus gewidmete Glocke ist eine Spende von Alfred und Gertrude Güttler aus Matzleinsdorf (ca. 28.000 Schilling), mit einem Durchmesser von 48 cm; 64 kg schwer und stammt aus der Innsbrucker Glockengießerei Grassmayr.
Vorderseite. Inschrift (oben): Hl. Nikolaus schütze uns – Nikolausrelief, Inschrift (unten): Maierhöfen 1980.
Rückseite. Inschrift: Gewidmet Alfred und Gertrude Güttler.
Im Medaillon Wappen, Umrahmung: Grassmayr Innsbruck 1980.


Rückseitige Inschrift: Gewidmet Alfred und Gertrude Güttler

Am 6. Dezember 1980 wurde diese Glocke von Abt Burkhard Ellegast und GR Edmund Warchol gesegnet (und ist an diesem Tag auch aufgezogen worden). 
 
2. Glocke

Vorderseite: Zwei gekreuzte Schwerter und darunter die Jahreszahl 1914 (Beginn des Ersten Weltkrieges). Rückseite: Ebenfalls zwei gekreuzte Schwerter und darunter befindlich die Jahreszahl 1918 (Ende des Ersten Weltkrieges). Dm 40 cm. Gw (?).


Rückseite mit den gekreuzten Schwertern und der Jahreszahl 1918


Das Material soll laut Herrn Güttler von einem gusseisernen Mörser stammen, da alle drei Glocken im Ersten Weltkrieg abgeliefert werden mussten und keine mehr zurückgegeben wurde.

Eingangsbereich


Erzengel Michael – eine Spende von Herrn Ludwig Riedl aus Bergern († 2004)

Abbildungen auf Briefmarken mit Nikolausmotiven

   

Liechtenstein: Heiliger Nikolaus, Patron von Balzers und Schweden: Nikolaus mit Kindern im Bottich


Briefmarke Frankreich
Der Heilige wird hier mit drei Kindern, die sich in einem Bottich befinden, dargestellt

 

 
Deutschland (Ausschnitt aus einem Zehnerblock), Weihnacht 2011
Der heilige Nikolaus verteilt Äpfel an Kinder

Buntglasfenster (Detail) der St.-Nikolaus-Kirche, Rheurdt/Niederrhein

Frau Walpurga Oppeker bei ihrem ausdruckstarken Vortrag in der Filialkirche am 17. Mai 2014