Der Melkfluss

Rund um den Melkfluss


 
 
 
Der Melkfluss
(Hymnus an den Melkfluss)

Wo der Melkfluss seinen Ursprung,

Quell‘ um Quell‘ sich dann vereint
|: wird darau ein kleines Bächlein,
auf dem oft die Sonne scheint. 😐
 
Langsam wird es dann ein Flüsschen,
windet sich langsam dahin.
|: Tag für Tag sowie auch nächtlich,
zieht es dich zum Endpunkt hin. 😐

Fließt vorbei an Berg und Hügel,
Märkte, Dörfer, Flur und Au.
|: Eine Stadt grüßt dich von Weitem,
bis umfängt dich die Donau. 😐

In dem Schoß bist du geborgen,
bis du kommst ins Schwarze Meer.
|: Dein Gewässer sieht die Heimat,
kommst als Wolke wieder her. 😐

Melkfluss, Melkfluss, kleines Wasser,
auf der Erd‘ fast unbekannt.
|:Trugst Geschichte in die Ferne,
bist ein Teil vom Heimatland. 😐
Ludwig Pichler 7. September 2008


Der Flussname Melk geht auf die slawische Bezeichnung „Grenzbach“ zurück
, was darauf hindeutet, dass hier eine vertraglich festgelegte Grenzlinie zwischen dem slawischen und bairischen Siedlungsgebiet verlaufen ist.


Von der Quelle bis zur Mündung

 

Walter Steinhauser weist im „25. Jahrbuch des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich und Wien“ von 1932 auf die Abhandlung „Zur Herkunft, Bildungsweise und siedlungsgeschichtlichen Bedeutung der n. ö. (= Niederösterreichischen) Orts- und Flurnamen“ – wonach der Flussname „Melk“ aus dem Urslawischen „Meddjillica“ – was mit Grenzfluss, aber auch mit „Waldache“ übersetzt wird, hin. Eine neuere Bedeutung geht auf eine ältere indogermanische Vorform zurück, welche sich aus „mad-“ = „naß“, „triefen“ abgeleitet haben soll. „Melk“ hieße demnach „die Nasse“, „die Triefende“, woraus sich das slawische „Madlika“ entwickelte.

In einer Mulde welche der Bergstock Almkogel (872 m) und das Schindelegg (844 m) gegen Norden bilden, befinden sich noch Mauerreste eines Bauernhauses (knapp außerhalb der Gemeinde St. Georgen an der Leys!) mit Namen „Mooreith“ (KG Dachsberg-Pichl, St. Anton an der Jeßnitz; Gerichts- und Politischer Bezirk Scheibbs).
Dieser Hof soll noch um 1910 (?) bewirtschaftet gewesen sein, wo eine Magd aus diesem Bauernhof stammend, mit einer Mistgabel ermordet und beim „Rainstein“ beerdigt worden sein soll.
(*) Laut mündlicher Überlieferung, soll um 1885 ein verschmähter Liebhaber eine Dienstmagd aus diesem Bauernhaus – eine Marie Kopp – mit einer Mistgabel erstochen haben. Diese Tat, sieht man auf einem neben dem „Rainstein“ befindlichen Bildpfahl abgebildet (* Entnommen aus: Sagenhaftes Melktal, 2004, Seite 5).
Die Familie Schagerl, die damals den „Mooreithhof“ bewirtschaftete, soll nach der Mordtat den Hof verlassen haben und dieser Verfiel im Laufe der Zeit. In dem abgestürzten Durchzugsbalken befand sich eine einfache Rosette mit der Jahreszahl 1801 eingeschnitten.
Auch heute noch bekommt man als Antwort, wenn man nach der „Melkursprungsquelle“ fragt wo diese denn entspringt – „im Mooreith im Backofen“!
Ob man über die Quelle dieses ehemalige Anwesen errichtete damit das Wasser nicht verschmutzt wurde, oder das man zu jeder Jahreszeit ganz bequem sauberes Wasser zur Verfügung hatte ohne außer Haus gehen zu müssen; klug war es damals vom ersten Siedler angelegt!
Bei stärkerem Regen ist der Melkfluss (durch die überhand nehmenden Monokulturen?) tatsächlich ein Mini-Huanghe (Hwangho), was „Gelber Fluss“ bedeutet!
Nicht nur diese Quelle befindet sich auf dem Gemeindegebiet von St. Anton an der Jeßnitz, sondern auch noch viele unbekannte (unterirdische) und daher unbenannte Quellen und bilden so das Quellgebiet des Melkflusses.
Neben den Gemeinden St. Georgen an der Leys, Oberndorf, Ruprechtshofen und St. Leonhard am Forst, durchfließt der Melkfluss auch die Gemeinde Zelking-Matzleinsdorf und hat damit diesem kleinen, aber schönen Tal den Namen „Melktal“ gegeben.

Der Melkfluss. Postkarte von 1933 (noch vor der Regulierung, im Hintergrund die Pfarrkirche Matzleinsdorf)


SR Franz Handl schreibt in seinem 1988 erschienenen Buch: „St. Leonhard am Forst“, dass der Name für die Melk eher als schmutziger, gelber Fluss interpretiert wird (Seite 25).



Der gelbe Fluss (oberhalb der ehemaligen Bauer-Wehr Richtung Mannersdorf, nach stärkerem Regen)


Sommerfrische Zelking bei Melk, Niederdonau (Bezeichnung für Niederösterreich ab März 1938 bis Mai 1945),
Bad (= ehemalige Bauer-Wehr bei Zelking in Richtung Mannersdorf
gesehen)
 

(*) Zwischen 670 und 700 drangen die Bayern erstmals über die Enns nach Osten vor und gründeten neben den Slawen ihre Weiler. Vermutlich war der Melkfluß vorübergehend die Ostgrenze. Der alte Namen für diesen Fluß „medjilica“, das heißt Grenzfluss, deutet darauf hin. In der Nähe von Zelking findet sich heute noch der „Weiße Stein“, ein alter Grenzfelsen, der südlich anschließende Bergrücken wird heute noch die „Böhmische Grenze“ genannt.
(*)  Friedrich Schragl. STEINAKIRCHEN Geschichte der Pfarre und ihrer Orte 1975, Seite 11

Es war tatsächlich in Niederösterreich und seiner unmittelbaren Nachbarschaft in alter Zeit durchaus gebräuchlich, die wichtige Siedlung an der Mündung nach dem Mündungsfluss zu taufen; das ist eine längst erhärtete Tatsache. So stellen sich unserem Vêdunia für den Fluß und die Mündungssiedlung aus den älteren Sprachen etwa die Beispiele Tulln, Traismauer, Krems, Erlauf, Ybbs, Enns und Steyr zur Seite und noch aus dem Slawischen die Beispiele Mödling, Währing, Melk,

 
Die Benediktinerabtei Melk, wo in der Nähe der Melkfluss in die Donau mündet


Ybbsitz, Ferschnitz, Reichraming und Steyerling (S. Steinhauser, Die Herkunft und Bedeutung der niederösterreichischen Orts- und Flurnamen – Jahrbuch für Landeskunde (von NÖ), 1932, S. 3ff. und 9 ff.).
Diese Namensübertragungen blieben sonach bis in die Slawenzeit hinein üblich.
UNSERE HEIMAT. Monatsblatt des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Jahrgang 23. 1952. Nummer 3/4, Seite 68

Das Durchbruchstal der Melk

Am Moreith bei Scheibbs entspringt die Melk. Während die Ybbs bei ihrer Mündung eine Länge von 130 Kilometern aufweist, und die Erlauf eine Strecke von 60 Kilometern durcheilt, bevor sie in die Donau mündet, erreicht die Melk nur eine gesamte Länge von etwa 40 Kilometern. Nach beiläufig einem Drittel ihrer ganzen Länge erreicht sie die Grenze unseres Heimatbezirkes. In einer vor kalten Nord- und Ostwinden geschützten Talweitung, die für den Obst- und Ackerbau sehr gut geeignet ist, liegt die alte Doppelsiedlung St. Leonhard-Ruprechtshofen. Hier nimmt die Melk von rechts den Mankbach auf und sucht den weiteren Weg nach Norden, doch will der Hiesberg mit seinem breiten Rücken ihn versperren. Darum haben in grauer Vorzeit die Wasser des Flusses den Hang des Berges durchsägt und hier ein Durchbruchstal geschaffen, das dem der Erlauf ähnlich – doch landschaftlich weitaus schöner ist. Versteckt im Durchbruchstal der Melk liegen die Orte Mannersdorf und Zelking, die beide ob ihrer hübschen Lage im Sommer regen Fremdenzulauf haben. Vor kurzer Zeit wurde in Zelking sogar ein Erholungsheim erbaut und für die Sommergäste ein Strandbad hergerichtet. Die auf die Ortschaft niedergrüßende Ruine, die einst der Rittersitz der Herren von Zelking war, ist ein beliebtes Wanderziel von Ausflüglern und Sommerfrischlern.
Krummnußbaumer Heimatlesebuch von Franz Würml, Lehrer (†), Nachdruck von 1932, Seite 136/137


Aus uralter Zeit

Da wo nun die Nachbarsorte St. Leonhard und Ruprechtshofen liegen, und das Land der ganzen Länge und Breite nach bis in die Berge hinein geht, sei nichts gewesen als großes Wasser – sagt der Eine; „der Herr von Zelking“ aber und der „Graf von Peilstein“ haben dann mitsammen in der Dümling den Berg durchstochen, und da habe hernach das große Wasser hinausgetümmelt der Donau zu!
„Was fällt dir ein“, erwiderte ein zweiter, der Zelkinger hat noch lange nicht gelebt, und der Peilsteiner steckte Gott weiß wo, da floßen die Mank und die Melk schon ganz ruhig dahin; aber von dortan, wo beide zusammenkommen, wird ihnen mitunter das Tal wohl zu eng geworden sein, und weil zu Zeiten das Ding ganz kurios brauste, siedete und rumorte, so hat man nicht mehr „Mank“ oder „Melk“ gesagt, sondern „Tümmling“ hat man das streitsüchtige Ding geheißen, „weil’s meiner Treu valeih (vielleicht) ausschaut; ols kunnten sö die beiden Wasserl mitanonda gor nöt vatrogn (als könnten sich die beiden Gewässer miteinander gar nicht vertragen); oba vastehst mei Liaba (aber verstehst mein Lieber), vom oltn Geigenberi Vöda (Vetter = Cousin) hob is a nöften und erst za’nachst dazöhln g’hert, daß z’Leonhord a Stodt is g’wen, a großmächtige a no dazua, freili vor urolters Zeiten (vom alten Geigenberger Vetter [= Cousin] hab ich‘s vernommen und erst später erzählen gehört, dass in St. Leonhard eine Stadt ist gewesen, eine großmächtige auch noch dazu, freilich vor uralten Zeiten)!“
Vergißmeinnicht! Kalender für St. Leonhard und Umgebung von Johann Fahrngruber, gewesener Cooperator daselbst, zur Zeit Rector des österreichischen Pilgerhauses in Jerusalem. Druck und Verlag von Josef Kinzl in Krems. 1877, Seite 2/3

Ein Fluss im Wandel der Zeit

Im Rahmen des Life-Huchen-Projekt ist endlich auch für die lange als Stiefkind schlummernde Melk ein neuer Ökoplan für die Zukunft erstellt worden.

Der Melkfluss (nach einer 1998 enstandenene Ätzradierung vom ehemaligenmalenden Fährmann Franz Knapp
(gesehen
unterhalb der ehemaligen Bauer-Wehr Richtung Zelking)


Durch die schrittweise Renaturierung, Restrukturierung des Flusslaufes, sowiedurch die Passierbarmachung von Hindernissen wie Wehre und Klein-Kraftwerke, wurden neue Möglichkeiten für die Wiedereinbürgerung diverser heimischer Fischarten gesetzt.
Um die Melk mit den Augen eines Wanderers im 19. Jahrhundert zu beschreiben, lassen wir kurz Herrn Kyselak, einen KuK
Hofbeamten, zu Wort kommen:

 

Bericht des K.K. Hofbeamten Joseph KYSELAK


„Wanderrungen zu Fusz durch Vorderösterreich“.

„Bey einer ergötzlichen Fuszwanderung durch das voralpine Land rund um das herrliche Stift Melk, passierte ich auch den wilden Flusz der Melk. Dieses schäumende Gewässer nimmt seinen Weg ungestüm, mit vielen Schlingen versehen durch die Urwaldlandschaft der Melkauen, um schlieszlich in der Donau zu enden.

Wunderbar gesäumt von Wald und Flur sprangen hier die goldenen Forellen so zahlreich, dasz ich mich zur Ergötzung von Laib und Seele niederliesz, einen biegsamen Haselstock schnitt, der versehen mit der von mir mitgeführten Schnur ein treffliches Werkzeug zur Angelfischerei abgab. In kurzer Zeitspanne hatte ich dero ein halbes Dutzend gefangen, mit Blattwerk wohlversehrt versehen und konnte dem heimatlichen Herd zur Gaumenfreude zueilen, wobei mich das Spiel der Wellen, die urwaldähnliche Landschaft und der Gesang der Waldvögel begleitete. Welch ein nie endendes Schauspiel der göttlichen Natur“.


Bei seinen vielen Wanderungen hinterließ Kyselak an den verschiedensten Stellen diese
(und ähnliche) Schriften

Im Lichte der unversehrten Natur konnte Kyselak damals die Melk beschreiben. Nach einer Zeitspanne von gut 170 Jahren haben wir heute leider eine andere Schilderung abzugeben. Harte Regulierungsmaßnahmen in den 60er Jahren haben die Melk in ein verbautes Flussbett gedrängt, den Flussgrund verpflastert, den üppigen Auwald radikal vernichtet und durch eine momotone Grasssteppe, im wahrsten Sinn des Wortes „ersetzt“.

Die unvergleichliche Schönheit der Flusslandschaft zwischen St. Leonhard/Forst und Ruprechtshofen, die heute eine Ausweisung als Naturschutzgebiet rechtfertigen würde, sind leider Traumbilder der Vergangenheit. Einer Landschaft, die von Bachläufen, Teichen und hochständigen, nährstoffreichen Wiesen geprägt war.

Die wichtigsten Faktoren sind in der Umsetzung der Idee Strukturierung, Steigerung der Gewässermorphologie, (wechselnde Breiten, Tiefen, Substrate) anzusiedeln. Diese erste Phase der Restrukturierung wurde ab der Diemling (Flussaufwärts) auf einer Länge von ca. 1 Kilometer, genau von der Lunzenbrücke bis zur Aubrücke vorgenommen. Dieses Projekt wurde 1985 durchgeführt.


EU-Huchen Life Projekt 2003  

Erinnerungstafel bei der ehem. Bauer-Wehr


2003 wurde durch das EU-Huchen Life Projekt die Melk wieder aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Die Restrukturierung, der Versuch, der Melk wieder ein lebensfähiges Flussbett zu geben, wurde direkt an die von Prof. Jungwirth durchgeführte Restrukturierungsstrecke angeschlossen. Der neue Abschnitt reicht von der Aubrücke bis zur Einmündung der Mank in den Melkfluss.

Als erstes Ziel wurde die Mäandrierung des bisher geraden, vollkommen verbauten Flusslaufes in Angriff genommen. Die Schaffung von Fischwasserzonen, das Entfernen der verplatteten Sohle, sowie die Gestaltung von tiefen Gumpen und Kolken mit bis zu vier Meter Tiefe und das Einbringen von natürlichem Bodengrund waren hier vorzunehmen. Unter anderem wurden alte Baumstrünke als Unterstände in die Restrukturierungs-Maßnahmen integriert.

Die Zielsetzung des Projekts beinhaltete die Stützung, beziehungsweise den Aufbau einer bodenständigen, (möglichst autochthonen) Fischartengemeinschaft.

Im Rahmen des EU-Life Huchen Projekt wurde im Jahr 20002004 die Abschnitte M7, M8, (Mündung Donau, Melkrampe) auf 1,2 Km, sowie M9 (Zusammenfluss Melk, Mank) auf 1,4 Km Länge restrukturiert.

Die Melkrampe wurde baulich grundlegend verändert und mit Fischaufstiegshilfen ausgestattet, um den Donaufischen endlich wieder den Aufstieg in die Melk zu ermöglichen. Ferner wurde die Sohlstufe „Weißer Stein“ und die „Bauerwehr Zelking“ ebenfalls komplett baulich verändert und den Restrukturierungsmaßnahmen angepasst.

 

 
Huchenaufstiegshilfe „Bauer-Wehr Zelking“

Ein Jahr nach Beendigung der großen baulichen Veränderungen, der Schaffung von Fischaufstiegshilfen, Fischtreppen, Umgehungsgerinnen und weiteren Renaturierungsmaßnahmen waren bereits erste „echte Ergebnisse“ zu erkennen. Somit ist es gelungen, 15 km der Melk mit der Donau direkt zu verbinden. Diese gesamten 15 km sind nun endlich für die Fische der Donau frei passierbar und ermöglichen die Ein- und Auswanderung in den Melkfluss und in die Laichgebiete. Ein weiteres Ziel sollte die Populationshebung der aufsteigenden Fischarten, sowie eine kontinuierliche Restrukturierung der gesamten verbauten Melkabschnitte darstellen.

Der Erfolg dieser tief greifenden Baumaßnahmen konnte in der Zeit vom 7. März bis 26. Juni 2003 eindrucksvoll im Rahmen eines Monitoring der BOKU Wien wissenschaftlich dokumentiert werden. An den Fischaufstiegshilfen wurde mit Reusen eine Fischzählung eingeleitet, bei der die Artenbestimmung, sowie die Größen- und Gewichtsmessungen erfolgten. In diesen knapp vier Monaten wurde folgender Fischaufstieg von der Donau in den Melkfluss registriert: 33 Arten wanderten in diesem Zeitraum aus der Donau in die Melk. Insgesamt wurden 2100 Individuen registriert.

Als besonders erwähnenswert erscheint die Tatsache, dass sich darunter 11 Zingel, eine sehr seltene und bedrohte Fischspezies, befand. Weiters wurden 230 Brachsen, 43 adulte (lat.; erwachsene, geschlechtsreife) Nasen, 35 juveline (lat.;  jugendliche) Nasen, sowie 108 Günster im Monitoring (das, allgemein die kontinuierliche Beobachtung eines Systems) gezählt und erfasst. Der Huchen, als Namensgeber des Life-Huchen Projekt, konnte an der Bauerwehr mit einer Anzahl von 62 juvelinen Exemplaren eindrucksvoll seine Rückkehr in die Melk bestätigen.

Die Vielfalt der durchgeführten Maßnahmen führte aber auch in den Bereichen der Fauna und Flora zu deutlichen Verbesserungen. 

Unter anderem schilderte unser Herr Kyselak seine Natureindrücke folgendermaßen

 
„Um meinem Körper etwas an Labsal und Entspannung zu gewähren, wurde eine direkt in einer sanften Uferschlinge des Melkflusses von mir auserkoren. Schmetterlinge umschwärmten mich derart, dasz ich glaubte von einer Woge tanzender Blüten bedeckt zu sein.“ Voller Muße erblickte ich prächtige, im stahlblau und orange glänzende Flugkünstler, die sich mit Todesmut in die Fluten der schäumenden Melk stürzten und mit reicher Fischbeute versehen triumphierend in den Weiten des lieblichen Flusses verschwanden.
 
 
Diesem Zustand der obigen Schilderung konnte in kleinen Teilbereichen der Melk, bereits Rechnung getragen werden. Neue Zuwanderer, wie der Eisvogel (nur ihn kann unser Herr Kyselak gesehen haben), einer der schillerndsten Wasserbewohner unserer Region, hat sich in den renaturierten Wasserabschnitten mit etlichen Brutpaaren wieder eingefunden. Ebenso konnte die Wasseramsel und viele heimische Vogelarten (Sumpfmeise, Weidenmeise, Bachstelze, u.v.m.), wieder vermehrt beobachtet werden.

Die Uferregionen wurden mit heimischen Sträuchern und Bäumen bepflanzt, diese Pflanzen wurden ausschließlich den Wachstumsgegebenheiten der Region angepasst, um keine Verfälschung der heimischen Flora zuzulassen. Zur Gestaltung der Wiesenlandschaft wurden ebenfalls spezielle Grassamen eingebracht, die der Landschaft hochständige Blumenwiesen gewährleisten. Bei der Bepflanzung der Ufer haben unter anderem auch 60 Schüler der Hauptschule St. Leonhard tatkräftig, mitgeholfen und ihr Interesse an der Wiederherstellung der Natur in ihrem Lebensbereich gezeigt.

Diese Arbeiten wurden im Frühsommer begonnen und konnten im Spätherbst 2003 erfolgreich abgeschlossen werden. Die Melk wurde somit von der Diemling bis zur Mank-Einmündung, auf einer Länge von etwa 2,5 Kilometer, ein relativ naturbelassenes Flussbett, inklusive der Uferbepflanzung zurückgegeben.

Die Besatzmaßnahmen der Melk werden nach den Richtlinien eines „Mischwassers“ durchgeführt. Der Besatz wird mit Huchen, Bach- und Regenbogenforellen in den Flussteilen, im Ausstand mit Wildkarpfen, Schleie und Hechten erfolgen.

Verantwortlich für die Planung und die ökologische Bauaufsicht war das renommierte „Büro Freiwasser“ (Arbeitsgemeinschaft für Ökologie und Wasserbau).

Die Baukosten für das gesamte Melkprojekt betrugen in etwa 173.000 Euro.

Für die Renaturierung der Alten Melkschleife (Ausstände), konnten durch ein landwirtschaftliches Kommasierungsverfahren, sowie Zuschüsse der Österreichischen Fischereigesellschaft, gegründet 1880 und der öffentlichen Hand ebenfalls ein großangelegtes Restrukturierungsprogramm eingeleitet werden. Im Rahmen der Arbeiten wurden große Aushubbewegungen durchgeführt, die im Altarm tiefe Zonen und Inseln entstehen ließen. Für die kontinuierliche Wasserversorgung des Ausstandes sorgt ein Nebenbach, der direkt in das Altwasser einmündet. Die massive Uferbepflanzung zeigt bereits nach kurzer Zeit verstärktes Aufkommen und eine Belebung der verschiedenen Tierarten im Bereich Niederwild, Rehwild und der Vogelwelt, bedingt durch die natürlichen Unterstände und Rückzugsgebiete. Ein gezielter Besatz, mit bodenständigen Wildkarpfen wurde ebenfalls als Langzeitplan eingeleitet.

Die Melk, ein kleiner Fluss, der durch Lößablagerungen fließt, entspringt am Blassenstein bei Scheibbs und mündet nach 36 km Lauflänge bei Melk in einen rechten Donauarm ein. Die Abschnitte gliedern sich in den wildbachähnlichen Teil bis St. Georgen/Leiß, die von Uferbruchzonen begleitete Strecke von St. Georgen bis Oberndorf, den Mittellauf zwischen Oberndorf und St. Leonhard im tief liegenden Talboden, der natürlichen Durchbruchszone bei Diemling und endet im Unterlauf mit unterschiedlich breiten Talböden.

Das ÖFG Revier umfasst die Strecke ab der ehemaligen Blaikamühlwehr oberhalb von St. Leonhard am Forst, bis zum Fischereirevier I (Gutsverwaltung Matzleinsdorf). Die Breite des Reviers liegt bei etwa 8 Metern und hat eine Streckenlänge von 5 km. Das Flächenmaß ist mit 4,8 ha anzugeben. Der Fischbestand mit Wildkarpfen, Schleie, Hechten, Aitel, Weißfischen in den Ausständen (Alte Melkschleife), der sehr hohe Anteil an Weißfischen im Flusslauf, sowie der in den Fließstrecken angesiedelten Salmoniden (Bachforellen, Regenbogenforellen), zeichnen die Melk als Gewässer mit vielfältigen Angelmöglichkeiten aus. In den Schwallabschnitten und tiefen Zügen ist auch das Huchen-Aufkommen seit den eingeleiteten Struckturverbesserungen wieder angestiegen.

Das vordringlichste Anliegen der Fischereiberechtigten ist die Vermeidung der landwirtschaftlichen Düngungen bis an die Uferregion der Melk. Das Ziel der Österreichischen Fischereigesellschaft, stellt die Wiedergutmachung am Raubbau der Natur, soweit möglich, das Aufarbeiten der Fehler der Vergangenheit und die Schaffung einer Melk im lebendverbauten Naturgewand dar, die in einigen Jahren vielleicht wieder einen neuen „Herrn Kyselak“ zu schwärmerischen Niederschriften veranlassen.
Robert Hlozek

Obige Textzeilen wurden Anfang Februar 2006 seitens Herrn Dr. Erhard Kraus, Sachbearbeiter Ökologie beim Amt der Niederöstrreichischen Landesregierung, Abteilung Wasserbau, zur Verfügung gestellt.


Joseph Kyselak


Joseph, auch Josef Kyselak, geb. 22. Dezember 1795 oder 1799 (Wien); verstorben (vermutlich) 17. September 1831 (Wien), war Alpinist und Hofkammerbeamter.
Angeblich begann er infolge einer Wette, nach der er in drei Jahren in der ganzen Monarchie bekannt sein würde, seinen Namen bzw. Kyselak war hier! auf allerlei möglichen und unmöglichen Plätzen im Kaisertum Österreichs zu schreiben und zu ritzen.
Kyselak fiel schließlich der Cholera-Epidemie zu Opfer.
Dennoch lebt sein Name weiter.

 
 
Der Melkfluss und die Fischerei
(aus der Sicht eines Anglers)



Dkfm. Walter Lachmayr (mit Huchen)



Die Melk weist zum Unterschied von der Großen Erlauf und Pielach einen ganz anderen Flusskarakter auf. Selbst bei stärkerem Regen klaren die in den nördlichen Kalkalpen entspringenden Flüsse rasch auf, während die Melk und auch die Mank in einer Flyschzone entspringen  und größtenteils Böden mit Schotterablagerungen, Lehm und Mergel durchfließen; daher selbst bei kleineren Regenmengen schon bräunliches und unbefischbares Wasser aufweisen.

Wesentlich für die Melk und auch für die Mank ist, dass infolge des undurchlässigen Untergrundes die Hochwassergefahr besonders groß ist. So ist die Melk – gemessen in Matzleinsdorf – der Fluss von Niederösterreich (und vermutlich von ganz Österreich), der den höchsten Hochwasserquotient aufweist. Dieser Quotient gibt das Verhältnis vom registrierten niedrigsten Niederwasser zum höchsten Hochwasser wieder und beträgt bei der Melk 1:6.500 (!), das heißt: während im Hochsommer etwa 1 m³ Wasser pro Sekunde fließt, sind es bei extremen Hochwässern rund 6.500 m³!

Die Wassergüte beträgt im Oberlauf I-II, im Bereich St. Leonhard vor dem Bau einer Kläranlage III, jetzt II a bis zur Mündung.

Vor der (brutalen) Regulierung konnten die Huchen, Welse, Karpfen, Hechte usw. ungehindert in der Melk Ablaichen. Die Folgen für die Fischerei waren durch die Regulierung verheerend; im unverbauten Zustand war die Melk einer der fischreichsten Flüsse von NÖ. In den zwei und mehr Meter tiefen, durch überhängendes Gebüsch unbefischbaren Gumpen konnte ein sehr hoher Huchen- und Hechtbestand existieren (10 kg Exemplare von Huchen waren keine Seltenheit!).

Zitat des Autors: „Ich kenne keinen Fluss, wo man den Flussgrund über zehn Kilometer (!) mit Steinen zugepflastert hat.“

In der unverbauten Melk befanden sich mehr als 15 verschiedene Fischarten (die Huchen waren 510 kg schwer, die Hechte etwas leichter) und in der verbauten sind es jetzt nur mehr sechs!

Die durch die Regulierung seichte und schattenlose Melk (etwa 20 cm tief) heizte sich im Katastrophensommer 1992 bis zu 30° C auf und es starben alle Äschen in der Melk!!

Bereits etwa 1980 wies Univ. Prof. Dr. Mathias Jungwirth und sein Team an der Melk (die Melk dürfte übrigens der wissenschaftlich am intensivsten untersuchte Fluss der Welt sein) nach, dass je „härter“ reguliert wird, desto weniger Fischarten befinden sich darin.

Die 1. Revitalisierung zwischen Lunzenbrücke und ca. 500 m oberhalb der Aubrücke 1987/88 war ein ganz großer, bis heute gelungener Fortschritt.

Mit dem LIFE-Projekt 19992003 kam die Lösung! Unter anderem konnte durch eine EU-Förderung die „Huchenaufstiegshilfen“ an der Pielach, Mank und Melk ermöglicht werden. Die 2. Revitalisierung von Au aufwärts bis zur Mankmündung ist 2004 erfolgreich  beendet worden.

 

Aktuelle Probleme sind:

 
1.) Durch immer weniger Wasserführung extreme Veralgung.

2.) Das früher leicht trübe Wasser erleichterte den Fischen das Überleben.

3.) Das Plankton („Benthosmasse“) nimmt ab – Ursache unbekannt.

4.) Das Kormoranproblem im Winter ist ungelöst (pro Tag/Vogel wird ½ kg Fisch vertilgt und ¼ kg verletzt! Kontrollbefischungen zeigen an, dass z. B. Nasen und Barben von 20
40 cm fast komplett fehlen.

5.) Das Reiherproblem ist gegenüber dem Problem der Gänsesäger, die sich auf Fische von 5
15 cm „spezialisiert“ haben noch das kleinere Übel.

6.) Der Staubereich oberhalb der Bauer-Wehr verlandet immer mehr und mehr, detto auch der Altarm bei Melk. Die Sohlstufe bei Melk verhindert ein Durchreissen von Schlamm und Schmutz bei Hochwasser.


PS: Der größte Huchen den ich je in der Melk landen konnte, war 1,07 cm lang und 12,60 kg schwer. „Petri Heil“ wünscht Dkfm. Walter Lachmayr Zelking/Wien 2004.
Erstveröffentlichung in: Sagenhaftes Melktal 2004, Seite 810

 

Die Diemling (*)
 
 

Gelegen zwischen dem Hiesberg und Anzenberg am Beginn des Hiesberges (gesehen von St. Leonhard am Forst kommend).

Woher dieser Name des noch in seinem Ursprungszustand befindlichen Teil des Melkflusses stammen könnte, wurde bis dato noch nicht erforscht. Dieser etwa 500 Meter lange Naturbelassene Flussabschnitt an der Grenze zur Marktgemeinde St. Leonhard am Forst gelegen, ist ein von der Regulierung verschont gebliebenes kleines Naturwunder wo die „Donaulachse“ (Huchen) und andere Fischarten (jetzt dank der Fischaufstiegshilfen leichter) Ablaichen können. Zahlreiche Libellen umschwirren den Uferbereich; auch befinden sich die Wasseramsel, der Eisvogel und die Gebirgsstelze (laut einem Zeitungsartikel von 1985) in diesem „kleinen Paradies“!
(*) In alten Schriften wird auch Tümmling (Tümling) geschrieben und sie soll ihren Namen vom Tummeln (beeilen) durch die Enge des Durchbruchtals haben!
Erstveröffentlichung in: Sagenhaftes Melktal 2004, Seite 35


Melkflussregulierung


Der Gedanke den einstmals mäanderartigen Melkfluss, der bei Hochwasser aus seinen Ufern trat, zu bändigen, stammt seitens der Gemeindeleitung von St. Leonhard schon seit 1839.
Im Juli 1839 wurde die Stiftsherrschaft Melk ersucht, die Grundbuchmappen zwecks Erweiterung der Melk im Mündungsbereich auszuhändigen.
Bedingt durch starke, lang anhaltende Regenfälle am 20. August 1913, betraf es das gesamte Melktal! Gigantische Überflutungen hat es damals gegeben.
1931 wurde die Konkurrenz gegründet, der alle Melktalgemeinden angehörten.
Die 1. Teilstrecke von 1931
1937 war Winden bis Matzleinsdorf; die 2. Strecke im Herbst 1937 begonnen und infolge des Zweiten Weltkriegs 1942 eingestellt betrug den Abschnitt Matzleinsdorf/Zelking. Der 3. Streckenabschnitt im Raum St. Leonhard wurde unter dem RAD (Reichsarbeitsdienst) im Oktober 1938 begonnen aber bald wieder eingestellt.
Anfang 1951 wurde in Mannersdorf mit der Regulierung unter 150 Mann (!) begonnen und 1954 der dritte Abschnitt der Teilstrecke bis zur Mankmündung in Angriff genommen.
1959 wurde aus der „Melkfluss-Konkurrenz“ der „Melk-Wasserverband“.
1960
1962 wurde der obere Abschnitt bis zur Mankmündung und bis Ende 1963 der Abschnitt bis zur Eisenbahnbrücke fertig gestellt.
Im Jahre 1969 erfolgte die Fertigstellung der 3. Teilstrecke.
1970
1990 erfolgten Arbeiten ab Riegers bis Oberndorf. In der Teilstrecke Oberndorf erfolgte bereits eine Naturnahe Verbauung, sodass bis zu der Waidaschmiedwehr (St. Georgen an der Leys) nur mehr sporadische Uferverbauungen erfolgten.
Teilentnahme aus: Franz Handl St. Leonhard am Forst, 1998

Die Hunts (Hunt ist ein kleiner kippbarer Waggon für den Transport von Steinen usw.) ziehende Dampflok wurde ab 1957 durch eine Diesellok ersetzt.


Dampflok mit Hunt


… und hier bereits mit Dieselloks und mehreren Hunts
(Beide Bilder stammen aus der Sammlung Haiderer/St. Leonhard am Forst)

Alois Resch aus Mannersdorf (Jänner 2000 verstorben) erzählte (mir), dass er als Jugendlicher hier „Wasserer“ (= Wasserträger) und damals auch bereits sozialversichert war und für die Arbeiter an der Melkflussregulierung das Trinkwasser von Mann zu Mann brachte.


Der Wasserträger


Diego Rodríguez de Silva y Velázquez (15991660), spanischer Maler
Passendes Motiv von Manama, Hauptstadt von Bahrain

 
 

 
Die Donau


Der Melkfluss mündet als rechter Nebenfluss der Donau nahe des Stiftsfelsen in die Donau.

Die Donau ist mit 2850 km Gesamtlänge nach der Wolga der zweitlängste Fluss in Europa. Entspringt mit den Quellbächen Brigach und Breg im Schwarzwald und mündet mit einem fünfarmigen Delta ins Schwarze Meer.
Im Unterschied zu allen anderen Flüssen der Welt werden bei der Donau die Stromkilometer von der Mündung zur Quelle gezählt.
Duna, Dunav, Dunaj, Dunarea sind weitere Namen der Donau von den Anrainerstaaten, durch welche die Donau fließt. Der Namensursprung wird aus dem keltischen Ausdruck (indoeuropäisch: danu = Fluss) dona-aw, was für tiefes Wasser steht oder in do-avv vermutet, das heißt zwei Wasser (bedingt durch ihre zwei Quellflüsse). Im englischen und französischen wird dieser Strom Danube genannt. In dieser Bezeichnung verbirgt sich der alte römische Flussgott Danubius. Auf Deutsch hies die Donau früher Donaw oder auch Tonach; erst im 18. Jahrhundert erhielt dieser europäische Großfluss den heutigen Namen.
Als einzige europäische Wasserstraße nimmt die Donau ihren Weg von Westen nach Osten (entgegen der Erdrotation!); die obere Donau geht auf die so genannte Urdonau zurück, die im Miozän (Tertiär) entstanden sein dürfte.
Gemeinsam mit den Ostalpen stellt die Donau das prägende naturräumliche Element Österreichs dar. Das Charakteristische der Donaulandschaften ist der häufige Wechsel zwischen engen und weiten Tallandschaften, wobei sich von Westen nach Osten folgender Ablauf ergibt: Passauer Tal, Eferdinger Becken, Linzer Pforte, Linz-Ardagger-Becken, Machland, Strudengau, Nibelungengau (mit dem Gemeindegebiet Zelking-Matzleinsdorf), Wachau, Tullner Becken (Tullnerfeld), Wiener Pforte, Wiener Becken, Marchfeld und Ungarische Pforte. Zwischen den Hundsheimer Bergen und den Kleinen Karpaten (Thebner Kogel) verlässt die Donau das österreichische Staatsgebiet. Die mittlere Durchflussmenge beträgt bei der Wiener Reichsbrücke 1922 m³ pro Sekunde, das Gefälle der Donau auf österreichischem Territorium beträgt 156 m. Die Gewässergüte des Stroms entspricht bis vor Wien der Güteklasse II, unterhalb Wiens der Güteklasse II-III von 4 Stufen (Stand 2003).
Der Hauptstrom Österreichs hat im Hochsommer den höchsten, im Jänner den niedrigsten Wasserstand. Hydrographisch gehören 96 % des österreichischen Staatsgebiets zum Einzugsgebiet der Donau (auch die Drau fließt in die Donau).
Die Nebenflüsse der Donau in Österreich sind südlich unter anderem: Traun, Enns, Ybbs, Erlauf, Melk, Pielach, Traisen, Schwechat, Fischa und Leitha (mündet in Ungarn); nördlich: Große Mühl, Aist, Krems und Kamp.
Bei Melk (nahe vom Stiftsfelsen) mündet der Melkfluss (gemeinsam mit der Mank) in die Donau. Mit einer Fließlänge von ca. 37 km (von der Ursprungsquelle bis zur Mündung) zählt die Melk zu den kleineren Flüssen.

 
Zwei Blöcke der ungarischen Post, welche dem Donauverlauf gewidmet sind
 



 

Die Römische Flotte auf der Norischen und Oberpannonischen Donau
Walther Heydendorff


 


Die Donau, deren schiffbarer Lauf aus dem Herzen Mitteleuropas zum Schwarzen Meere führt, hat zu allen Zeiten eine wichtige Rolle als Handels- und Verkehrsweg gespielt. Wenn in grauen Vorzeiten der Einbaum des Fischers, der leichte Kahn, den Strom befuhren, waren gewiß schon in vorrömischer Zeit größere Fahrzeuge mit Ruderantrieb in Verwendung (Dr. tech. Ernst Neweklowski, „Die römische Donauschifffahrt“, in „Kulturberichte aus Niederösterreich“. Beilage der „Amtlichen Nachrichten der n. ö. Landesregierung, 1951, Folge 7).
Als die Donau in der mehr als 400 Jahre währenden Zeit der Römerherrschaft zum Grenzstrom wurde, gewann sie zusätzlich militärische Wichtigkeit.
Sie schützte als leicht verteidigendes Hindernis in jedem Abschnitt ihres Laufes, die Nordgrenze der römischen Provinzen Noricum  und Oberpannonien. Wenn auch der römische Machtbereich zuzeiten über den Strom vorgeschoben war, so war die Donau dennoch in dieser ganzen Epoche das Rückgrat jener Verteidigungszone, die man schon zur Römerzeit im erweiterten Sinne als Limes zu bezeichnen pflegte. In dieser naturgegebenen und durch Befestigungen verstärkten Grenzzone hielten Landtruppen Wache, zuerst wohl Hilfstruppen zu Fuß und zu Pferd, meist nichtrömischer Ergänzung, die längs des Stromes eine Kette von Kastellen anlegten. In diesen Kordon wurden später Legionen, Kerntruppen des römischen Heeres, eingeschoben, die sich in befestigten Standlagern einrichteten. Dazu kam wohl alsbald als sehr wesentlicher Teil des Grenzschutzes die römische Donauflotte (classis Pannonica).
Die Hoffnung auf weitere Klärungen in dieser Hinsicht beschränkt sich ausschließlich auf das Gebiet archäologischer Spatenarbeit. Der oftmalige Wechsel des Stromlaufes während der Zeitspanne von rund 1500 Jahren seit dem Ausgange der Römerherrschaft in unseren Donaulanden und die Transporttätigkeit des Wassers machen es an den meisten in Betracht kommenden Uferstellen unwahrscheinlich, Spuren von Hafenanlagen der römischen Flotte aufzufinden, obzwar deren Reste in toten Armen oder verlandeten Buchten unter dem Schotter liegen mögen. Flussregulierungen und Verbauungen hatten einschneidende Veränderungen des Ufergeländes zur Folge, welche Nachforschungen illusorisch machen.
Zu Zeiten offensiver Betätigung der Römer über den Strom hinweg, hatte die Donauflotte wichtige unterstützende Aufgaben zu lösen, sei es bei der Sicherung des Überganges, bei der Bereitstellung von Brückenmaterial, bei der Überschiffung oder der Zufuhr von Material und Proviant. Die zeitlich weitaus überwiegende Verwendung für die Sicherung des Stromes erforderte in Anbetracht der schwierigen Schifffahrtsverhältnisse die Anlage von Flottenstützpunkten entlang des ganzen zu sichernden Abschnittes.
Zusätzlich zu diesen Kampfaufgaben kamen noch andere Verwendungen militärischer und transporttechnischer Natur: die Aufrechterhaltung der Verbindung mit jenen Truppenteilen, die jenseits des Stromes in botmäßigen Gebieten oder in Sicherheitszonen lagen, der Truppentransport wie der Nachschub für jenseits der Donau kämpfende Heere.
Zu Friedenszeiten fielen der Flotte überdies wichtige Aufgaben polizeilicher und zolltechnischer Art zu.
Es ist nicht zu bezweifeln, daß die Donau zur Römerzeit große Bedeutung für den Handel von West nach Ost besaß. Bei Ulm wird sie schiffbar. Von hier konnte anstelle des mühsamen Transportes über Land, jener zu Wasser einsetzen. In Lauriacum erreichte jener wichtige Straßenzug aus dem Westen des Reiches den Strom, der nach Verlust des Landes um den südlichen Schwarzwald die wichtigste Verbindung West-Ost nördlich der Alpen bildete. Zu Wasser wurde Baumaterial, Holz und Ziegel, an den Ort größerer Bauvorhaben verfrachtet. Diese Transporte auf dem Grenzstrom zu schützen, oblag ebenfalls der Donauflotte.
Wie bei der Seeflotte stand jeder Flottenteil unter dem Befehle eines Flottenpräfekten (* praefectus classis).
Die Notitia Dignitatum weist auf der norisch-pannonischen Donau drei dieser Flottenkommandanten nach –, größere Schiffseinheiten wurden von Trierarchen befehligt (Pauly-Wissowa, „Realiencyclopaedie des classischen Altertums“, in der Folge zitiert als REA, III., Fiebiger, Artikel „classis 3.“ nennt vier Inschriften von Flottillenkommandanten und drei solche von Trierarchen der pannonischen  Flotte). 
Von den gebräuchlichsten römischen Kriegsschifftypen können die schweren Dreireiher, Trieren, wohl nur auf der unteren Donau zur Verwendung gelangt sein. Die Bauart der leichteren Liburnen entsprach besser den Anforderungen des Flussdienstes (REA, XIII/1, Stuttgart 1926, Grosse, Artikel „liburna“: Die normale
„liburna war ein scharf und niedrig gebauter leichter, schneller Zweireiher mit Sporn und Mast).


Modell einer Liburne – aufgenommen im Welserturm (Museum der Stadt Pöchlarn
 

Welche Schiffsgattungen auf der Donaustrecke aufwärts von Carnuntum angesichts der Strömungsverhältnisse eingesetzt waren, erscheint ungeklärt. Die Verwendung von Liburnen auf der norischen und oberpannonischen Donau ist demnach in Frage gestellt (der nicht regulierte Stromlauf mit seinen Windungen und Nebenarmen hatte ohne Zweifel ein wesentlich geringeres Gefälle aufzuweisen, als dies heute der Fall ist).
Die Wissenschaft setzt die Schaffung dieses Flottenteiles fast übereinstimmend in die Zeit des Augustus.
Aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts besitzen wir keine Nachrichten über das römische Marinewesen auf der Donau.
Nach vielen Jahrzehnten des Friedens und der Blüte brach im Jahre 166 jener Ansturm der Markomannen, Quaden und anderer mit ihnen verbundener Völkerschaften los, der beide pannonische Provinzen und Noricum in die Gewalt der Angreifer brachte, die bis Aquileia vordrangen. Als Kaiser Marc Aurel im Jahre 168 wieder bis zur Donau vorstieß, bedurfte es einer starken Flotte. So dürfte dieser Kaiser als Neuschöpfer der römischen Donauflotte in dieser Gegend anzusehen sein.
Auf die Stromstrecke von Lauriacum (Enns) bis Arrabona (Raab, Györ) entfielen vier Häfen, in denen drei Flottenteile unter dem Kommando von Flottenpräfekten beheimatet waren.
Die Schwierigkeiten der Bergfahrt zwangen überdies dazu, die Schiffseinheiten in den ihnen zufallenden Räumen dauernd zu stationieren.
Von den beiden Teilen der dritten Flotteneinheit fiel jenem in Arelape der Schutz der Talmündungen von Ybbs, Erlauf und Pielach, zu.
Wie gemäß ihrer Aufgaben erscheint die römische Donauflotte auch auf Grund der Angaben der Notitia Dignitatum als ein sehr wesentlicher Teil des Grenzschutzes am Limes.

Arelape (Pöchlarn)

Der Donauhafen wird in einem Donauarm halbwegs zwischen dem Kastell – unter dem heutigen Orte – und  der Zivilsiedlung zwischen Harlanden und Erlauf vermutet (RLÖ XIX, Wien 1949, Gertrud Pascher: „Römische Siedlungen und Straßen im Limesgebiet zwischen Enns und Leitha“, Seite 111).
Im Laufe des 5. Jahrhunderts, vielleicht auch zu dessen Beginn, verschwand die römische Kriegsflotte sang- und klanglos vom Schauplatz ihrer wohl vierhundertjährigen Tätigkeit.
Die Lebensgeschichte des heiligen Severin lässt jede Phase des Untergangs von Ufernoricum erkennen. Aus dieser Zeit vermittelt uns die Vita Sancti Severini Nachrichten über den noch vorhandenen Schiffsverkehr auf der Donau. Dem von der Hungersnot bedrohten Favianae (Mautern) brachten Schiffe, die zuvor auf dem Inn im Eis stecken geblieben waren, Lebensmittel aus Rätien. Als Severin der romanischen Bevölkerung von Castra Batava (Passau) die bevorstehende Zerstörung ihrer Stadt verkündet und sie zum Abzug nach Lauriacum aufgefordert hatte, fuhr er zu Schiff die Donau hinab in sein Kloster bei Favianae (Eugippii „Vita Sancti Severini“; Ausgabe von R. Noll, „Das Leben des hl. Severin“, Linz 1947).
Teilentnahmen aus: UNSERE HEIMAT Monatsblatt des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich und Wien, Jahrgang 23 (1952), Nummer 810, Seite 149 (Umschlagblatt) bis Seite 157

Liburne war in der römischen Flotte ursprünglich ein leichtes, zweirangiges (mit zwei Ruderreihen versehenes) und bewegliches Kriegsschiff
Notitia Dignitatum ist ein römisches Staatshandbuch, das in seiner heutigen Textgestalt vermutlich zwischen 425 und 433 n. Chr. entstanden ist.
Trierarche = Kapitän des Schiffes
Triere (grch.) oder Trireme (lat., zu Deutsch: Dreiruderer) war ein rudergetriebenes Kriegsschiff des Altertums mit drei gestaffelt angeordneten Reihen von Riemen.