Pfarrkirche Zelking

Glastafeln der Pfarrkirche Zelking


Die mittelalterlichen Chorfenster der Pfarrkirche zum „Hl. Erhard in Zelking

Die mittelalterliche Glasmalerei ist eine sehr gefährdete Kunstgattung. Das Problem ihrer Konservierung ist heute in sehr vielen Fällen bereits zu einer Frage ihrer weiteren Existenz geworden.

Grundsätzlich muss man davon ausgehen, dass ein mittelalterliches Glasgemälde ein äußerst empfindliches Gebilde ist. Es besteht aus einer Anzahl verschiedenfarbiger, chemisch unterschiedlich zusammengesetzter Gläser, welche durch eine dünne Bleirute zu einem Bildfeld verbunden sind.
Ein wesentlicher Grund für den Verfall bzw. Alterungsprozess der mittelalterlichen Glasmalerei (so auch in Zelking) besteht in der Zusammensetzung des Glases. Es beinhaltet nämlich einen hohen Alkaligehalt. Das dadurch „weiche Glas ist gegenüber atmosphärischen Einwirkungen (Wind, Temperaturschwankungen, Nässe usw.) viel empfindlicher als etwa unser modernes Glas. Die hygroskopische Oberfläche des Glases wird aufgelöst und zersetzt („Zerglasungserscheinungen), dadurch werden die Farben dunkler.
Der Verfallsprozess der mittelalterlichen Glasmalerei setzt sich durch die hohe Luftverschmutzung fort, die seit dem Zweiten Weltkrieg durch einen zu hohen Schwefelgehalt in der Atmosphäre stetig ansteigt!
Als Schutz vor weiteren Umwelteinflüssen wurden die mittelalterlichen Glastafeln nach innen versetzt und an der Außenseite normale Glastafeln angebracht. Dabei sind die alten Glastafeln von den Außenscheiben abgesetzt, um eine Kühlung durch Luftzirkulation zu erreichen; so versucht man, diese Kunstwerke noch vielen Generationen zu erhalten.

  
   
Frau Hofrat Dr. Elisabeth Oberhaidacher-Herzig im  Arsenal und der beschädigte Dreipass

Dank auch an Frau Hofrat Dr. Elisabeth Oberhaidacher-Herzig (BDA), die es mir ermöglicht hatte, Einblick in die Restaurationsvorgänge unserer Glastafeln nehmen zu dürfen.

BDA = Bundesdenkmalamt

 

Mag. Huss mit Glastafel hl. Georg
 

Herr Mag. Thomas Huss erklärte mir anhand der Glastafel (die Glastafeln befanden sich beim BDA im Arsenal in Wien) mit dem Bildnis des hl. Georg die Schäden, welche an solchen wertvollen Gläsern auftreten können, die seit vielen Jahrzehnten der Witterung ausgesetzt waren.


Dank an alle, die zur Erhaltung dieser Kunstschätze beigetragen haben!


 
 
 
Die mittelalterlichen Glasgemälde kommen wieder heim!
 
Die mittelalterichen Glasfenster (links und rechts vom Hochaltar), welche sich zur Restaurierung und Reinigung im BDA befanden, wurden am 6. April 1993 durch die St. Pöltner Firma Knapp wieder an die ursprünglichen Stellen versetzt. Der Dreipass im Mittelfenster konnte an Ort und Stelle versetzt werden. Da man angeblich die zwei ältesten Glasscheiben  (welche sich hinter dem Hochaltar befanden) in das Diözesanmuseum nach St. Pölten bringen wollte (weil es wegen des hohen Altarbildes nicht möglich gewesen wäre sie dahin zu versetzen wo diese Jahrhunderte waren), so sagte ich: „Hängt die zwei in das rechte Chorraumfenster, man wird zwar darüber etwas ungehalten sein, aber wenn die Leiter weg ist, bleiben sie uns erhalten (was tatsächlich eingetroffen ist). So kann man diese wertvollen Glasgemälde hier in unserer schönen Landkirche bewundern und nicht anderswo.

(**) Postkarte mit der Pfarrkirche (nach einer Originalradierung von Franz Knapp) mit den Unterschriften von Pfarrer Edmund Warchol, dem Firmenchef Knapp, seinem Sohn und einem Mitarbeiter
 

Mit wieviele Farben wurde eigentlich im Mittelalter gemalt?


Als Malfarbe kennt der Glasmaler des Mittelalters nur das Schwarzlot, also eine einzige, monochrome Malfarbe. Ihre Bestandteile sind zerstoßenes Bleiglas und Eisenhammerschlag oder Kupferoxyd als Schwärzungsmittel, zur malfähigen Substanz werden sie durch ein flüssiges Bindemittel wie etwa Wein. Das Bleiglas erfüllt dabei eine Grundvoraussetzung, die Glasmalerei überhaupt erst möglich macht: Es hat einen niedrigeren Schmelzpunkt als das Grundglas, so daß sich die Malfarbe beim Einbrennen mit diesem haltbar verbinden kann.
Das Schwarzlot kann deckend als Kontur oder in unterschiedlicher Dichte auch flächenhaft aufgetragen werden, vermag das Grundglas also nur in seiner Transparenz zu verändern und ist zugleich Mittel der Darstellung. In der Regel erfolgt die Bemalung auf der Innenseite der Gläser.
Träger dieser schwarzen Malfarbe sind bereits in den Glashütten farbig hergestellte Glastafeln. Ihre Rohstoffe bestehen aus Sand sowie Farn- und Buchenasche, ein Gemenge, das bei etwa 800-1000 Grad zu einer Glasmasse verschmolzen wird. Zur Färbung werden verschiedene Metalloxyde beigemischt. So liefert Manganoxyd violettes, Kobaltoxyd blaues und Kupferoxyd rotes Glas. Dem Glasmaler, der ein Bildfenster zu gestalten hat, stand also das Glas in Form von flachen Tafeln in den benötigten Farben zur Verfügung. Allerdings gab ihm die ungleichmäßige Stärke der Tafeln die Möglichkeit, durch geschicktes Herausschneiden in einem einzigen Stück Glas einen nach hell oder dunkel verlaufenden Farbton zu erhalten. Das Grundglas ist also gewissermaßen eine Leinwand, die im Unterschied zur Tafelmalerei nicht neutraler Träger von Farbe, sondern die Farbe selbst ist.
Um 1300 wurde diese Technik durch die Einführung einer zweiten Malfarbe, des Silbergelbs, bereichert. Ihre Anwendung ist verhältnismäßig einfach: Etwas Schwefelsilber wurde mit Lehm oder Ton als Trägersubstanz und einer Flüssigkeit als Bindemittel – in der Regel außen – auf ein weißes oder blaues Glas aufgetragen und eingebrannt, wodurch die Mischung auf metallisches Silber reduziert wurde. Nach dem Erkalten bildet es einen hauchdünnen, transparenten Überzug, der weißes Glas in allen Nuancen gelb und blaues Glas grün zu färben vermag. Das Silbergelb erschloß der Glasmalerei neue gestalterische Möglichkeiten und versetzte den Glasmaler erstmals in die Lage, gleich zwei Farben auf einer Scheibe erzeugen zu können, ohne diese mit den sonst unvermeidlichen Bleistegen abtrennen zu müssen.
(Monika Böning)



Die mittelalterlichen Glasscheiben

 

Seitlich hinter dem HA befinden sich 12 bemerkenswerte gotische figurale Glasscheiben („Weicher Stil) um 1420.

Linke Seite:
(eine Beschreibung erfolgt jeweils von links nach rechts und von oben nach unten!): hl. Lukas und hl. Markus, hl. Georg und Wappenscheibe der Agnes von Zelking, eine geb. von Wallsee (Tochter des Friedrich von Wallsee von Drosendorf; 1. Gattin Heinrich IV. von Zelking), Verkündigung und hl. Agatha.

Rechte Seite:
Marienkrönung und Schmerzensmann, Wappen des Bernhard I. von Losenstein (Gattin Anna von Zelking), Wappen der Zelking, heilige Nikolaus und Maria mit Kind in einem Strahlenkranz.

Im Mittelfenster ist im Maßwerk der Dreipass an ursprünglicher Stelle belassen worden; die dazugehörigen Scheiben Auferstehung und Kreuzigung um 1380 wurden am 6. April 1993 von der St. Pöltner Firma Knapp (siehe **) in das dritte Chorfenster versetzt (die anderen 12 Glastafeln befinden sich an derselben Stelle), da es wegen des Hochaltars zu schwierig gewesen wäre, diese wieder an der ursprünglichen Stelle anzubringen bzw. angeblich schon erwogen wurde, diese an das Diözesanmuseum abzugeben – so befinden sich diese wertvollen Glasscheiben noch immer in unserem Gotteshaus!



Eines (das rechte) der färbig gemusterten Fensterscheiben

(*) Noch vor Ende des 19. Jahrhunderts wurden unter Pfarrer Platzer die färbig gemusterten Fensterscheiben (im Apsisbereich) anstelle der farblosen eingesetzt (* H. A. 8/1976).