Eine sehr kleine, gemauerte Kapelle mit einem Bilde der heiligsten Dreifaltigkeit enthält nichts Bemerkensertes.
In dem „Liber praediorum“ oder Urbar und Dienstbuch der bischöflichen-freisingischen Tafelgüter, im Jahre 1316 im Auftrag des Bischofs Konrad III. verfaßt, erscheint ein Amt Pergarn, aus zwei Dörfern bestehend, und zwar werden in dem ersten zwei, in vier Teile geteilte Höfe, im zweiten sechs und ein halbes Lehen und eine Hofstätte, dann wieder zu Oberpergarn (in Superiori Pergarn) ein halbes und ein ganzes Lehen, durch den Bischof Konrad (1315 oder 1316) „von dem Luhseneker“ gekauft, und eine Hofstätte als dienstbar angeführt. Wenn unter diesen zwei Dörfern nicht vielleicht Unter- und Oberbergern unweit Göttweig und Mautern zu verstehen sind, weil unmittelbar voraus die Besitzungen und Renten zu Hollenburg und in der Wachau angegeben werden, so wäre anzunehmen, dass das nächst Bergern gelegene Dörfchen Maierhöfen (weil vermutlich erst unlängst als solches entstanden) hier gleichfalls mit dem Namen Pergarn bezeichnet werde, und in diesem Falle als das untere Bergern, das zweite aber, ausdrücklich das obere genannt, als das heutige Dorf Bergern zu gelten habe. Da wir uns hierüber kein bestimmtes Urteil anmaßen wollen, legen wir, zu genauerer Prüfung und sicherer Entscheidung des streitigen Gegenstandes, die betreffende Stelle aus dem erwähnten Urbar zuletzt unter den Urkunden (X.) vor. Eine Plantaidung von Pergarn und Maierhofen s. in Grimms Weisthümer III. 685 im Auszuge.
Im Bauerkrieg von 1597 tat sich, wie ein gleichzeitiger Bericht erzählt, Georg Haiden zu Bergern „als der rebellischen Bauern selbst aufgeworfener Hauptmann“ durch seine rohe Gewalttätigkeit gegen gutgesinnte Untertanen oder von ihm sonst angefeindete Nachbarn hervor; wie er denn z.B. am 22. Februar zur Nachtzeit mit anderen seines Gelichters ein Haus zu Freiningau überfiel, Türen und den Ofen zerschlug, den Hausbesitzer, dessen Weib und Kinder mißhandelte, ihre ganze Habe seinen Raubgenossen preisgab, und sich anschickte, mit zweien seiner eigenen Nachbarn ebenso arg zu verfahren.
Übrigens kommt Marchouen schon im Melker Urbar von 1314 vor.
Eine wahre Zierde desselben und der freundlichen Gegend ist die Filialkirche zum heiligen Nikolaus, jetzt beinahe eine Viertelstunde von der Donau entfernt, noch im letzten Viertel des siebenzehnten Jahrhunderts auf einer Anhöhe nächst dem Ufer derselben gelegen, und wahrscheinlich deshalb dem Patron der Schiffenden geweiht. Im pfarrlichen Archiv zu Matzleinsdorf sind zwei Gedenkbücher sowohl über die Kirche zu Matzleinsdorf als über die zu Maierhöfen – das ältere, nur von 1694 bis 1698 reichend, von dem Stiftsprior und Pfarrer zu Melk Colomann Scherb verfaßt, das andere im Jahre 1741 von einem seiner Nachfolger in beiden Ämtern, Vitalis Waldmüller, angefangen und von anderen fortgesetzt. Das Erste gibt sehr geringe historische Ausbeute, umso brauchbarer ist das Zweite. Der Verfasser desselben schreibt S. 10–11, „daß vor beiläufig 50 Jahren die Donau und Rinnsal (sic) ganz nahe an das Gestad geflossen, wo in der Höhe das Kirchlein stehet; – welche Zeit also mit der oben angegebenen annähernd zusammentrifft. Merkwürdig ist die zu Alkofen im Hausruckkreis ober der Enns bekannte Sage, das ganze Donautal daselbst sei vor Zeiten ein großer See gewesen, welchem ein im Schloss Ottensheim lebendes wohltätiges Fräulein durch Abgrabung eines Berges einen Abfluß verschaffte.
Auch in Aschach, etwas weiter aufwärts, soll die Donau einst ein weit größeres Bett gehabt haben und beim Schloss Stauf vorbeigeflossen sein. Vor Zeiten floß die Donau hart an Arbing (im unteren Mühlkreise) vorüber, und es ist noch nicht lange her, dass man in den Häusern die eisernen Ringe sah, woran die „Zillen“ angehängt wurden. Jetzt ist Arbing eine gute Stunde vom Ufer entfernt. (XVII. Lief. D. Beitr. Zur Gesch. d. Landes ob d. Enns, im XXII. Bericht über d. Museum Francisco-Carolinum, Linz 1862, S. 34).
Wie von den meisten Kirchen und Kapellen Österreichs, ist auch der erste Urheber und die Zeit des ersten Baues von diesem Gotteshause im Strome der Vergessenheit untergegangen, und kein gründlicher Forscher wird dem Verfasser des Gedenkbuches vom Jahre 1741 beistimmen, welcher es „glaubwürdig“ fand, „daß es eben den Stifter habe, welche die Mutterkirche zu Melk gehabt hat, weilen es unter einstens auch einen Patronum ecclesiae erkennen (sic), nämlich das Hochstift Passau, welche eben beide Anno 1693 den 11. Juni durch ordentliche canonische Transaction zu dem Closter Mölk übergegangen und diesem plenissimo jure incorporirt seind.“ Denn der häufig vorkommende Umstand, dass Mutter- und Filialkirche demselben Patronat unterstanden, berechtigt nicht zu dem Schluss, dass sie auch den nämlichen Urheber gehabt haben. Viel sicherer ist eine Spur, auf welche uns die Äußerung des Hauptmannes der Freisingischen Herrschaft Ulmerfeld, Joachim Freymann von Randegg, vom Jahre 1694 führt, dass „von den Ulmerfeldischen Unterthanen das Gotteshaus erbaut worden“ sei, die entweder in Schriften seines Archivs oder in einer seither verschollenen Tradition gegründet sein möchte. Die Relation (Beziehung, Verhältnis) vom 16. Juni 1694 über die Aufnahme der Kirchenrechnungen (im Gedenkbuch von 1694) erwähnt nämlich, dass damals von den ausgeliehenen Kirchenkapitalien für einen Gulden alle auswärtigen Untertanen drei Kreuzer Interesse, die Ulmerfeldischen hingegen nur zwei Kreuzer gaben, von welcher Begünstigung der genannte Beamte den oben angeführten Grund geltend machte.
Hierin bestärkt uns die Meinung Waldmüller’s selbst in Betreff der Vogtei über diese Kirche: „Das Vogteirecht scheint an die Hochstiftlich Freisingische Herrschaft Ulmerfeld gefallen zu sein, weil dieselbe Grundherrn des Kirchleins ist, die herumliegenden Nachbarn zu Maierhofen und Bergern dahin unterthänig sind, und dann etwa diese Leute von ihren Grundstücklein der Kapelle etwas beigetragen haben, mit Consens ihrer Herrschaft, mithin sich diese das jus advocatiae vorbehalten haben wird, da auch sonst von derlei Ursachen das Vogtrecht zu erwachsen pflegt.“ Im Gedenkbuch von 1741 wird noch bemerkt, es erinnere sich niemand, „daß bei dieser St. Nicolai=Kirche eine Wasser= oder Schiffssammlung geschehen sei;“ denn in einem solchen Fall könnte vielleicht die Kirche aus den gesammelten Beiträgen der Vorüberschiffenden gebaut worden sein.
Wir glauben uns also von der Wahrheit nicht zu verirren, wenn wir die Entstehung der Kirche vorzüglich dem frommen, einträchtigen Sinne der Bewohner von Bergern und Maierhöfen und ihrer nächsten Nachbarn zuschreiben, denen vielleicht ein wohlhabender Landmann durch einen bedeutenden Beitrag mit förderndem Beispiel voranging. Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass wenn nicht schon im dreizehnten oder vierzehnten Jahrhundert (wie das Gedenkbuch von 1741 aus der Bauart der ursprünglichen Kirche abnehmen zu dürfen meinte) (über die Bauart der Kirche, wie sie bis 1724 bestand, sagt das jüngere Gedenkbuch, dass die Dachung des Turmes ganz von Stein, der Altar des heiligen Nokolaus „mehrerntheils geschnitzt“ (wahrscheinlich ein Flügelaltar) und das Kirchlein „nach alter gothischer Art gestaltet“ war. Wir bemerken, dass in dem bei Bergern angeführten Urbar von 1316 einer Kirche in dem unteren Bergern erwähnt wird – siehe Num. X. unter den Urkunden), wohl nicht lange vor dem Jahre 1470 dieses Kirchengebäude seinen Anfang genommen habe.
Die einzige alte Urkunde, die von dieser Kirche auf die Nachwelt gekommen ist, liefert zugleich einen Beweis von dem tätigen Eifer, womit die Bewohner dieser beiden Dörfchen es sich angelegen sein ließen, der geweihten Stätte ihrer gemeinschaftlichen Andacht wohltätige Freude zu erwerben. Es war im Jahre 1470, als sich die bescheidenen Männer (discreti viri) Stephan Hayden, Michael Grulle und Wolfgang Brenner entweder selbst auf den Weg nach Rom machten (der Name Hayden ist uns im Verlauf der Geschichte schon vorgekommen. Diese Familie wird zu Bergern und zu Freiningau ansäßig gelesen. Von einem Taman Grull haben wir bei der Pfarre Melk gesprochen. Eine gleichzeitige Aufzeichnung auf der Außenseite des Ablaßbriefes nennt uns die drei Männer, welche den selben erwirkten (impetrari fecerunt), aus welchem Ausdruck nicht notwendig ihre persönliche Verwendung zu Rom folgt; denn bei dem damals so häufigen Verkehr mit dem päpstlichen Stuhl fehlt es nirgends an reisenden Geistlichen, Notaren usw., die sich mit der Besorgung fremder Geschäfte aller Art am römischen Hof befaßten), oder einen Bevollmächtigten dazu ausersahen, um für die Kapelle zu Maierhöfen Ablässe zu erlangen. Sie fanden hierzu zwei Kardinäle geneigt, den Kardin-Priester Richard von der Kirche des heiligen Eusebius und den Kardinal-Diakon Johann, des Titels von der heiligen Lucia in Septa Solis, welche am 15. April 1470 allen, die am Tage des heiligen Nikolaus, an den Freitagen nach Lichtmess und nach Ostern, am St. Markustag und am Tag der Kirchenweihe diese Kapelle besuchen, oder die zur Bestreitung ihrer Bedürfnisse und für ihre Zierde etwas beitragen würden, einen Ablaß von hundert Tagen verliehen. Die Kardinäle Richardus titulo sancti Eusebij presbyter und Johannes titulo sancte Licie in Septa Solis diaconus geben diesen Ablaß: „cupientes, ut Capella sancti Nicolai in Marhouen filialis parrochialis ecclesie sancti Stephani in Milk Patauiensis diocesis congruis frequentetur honoribus et a Christi fidelibus iugiter veneretur, ac in suis structuris et edificijs debite reparetur, libris, Calicibus, luminarebusque decoretur, conseruetur, augmentetur et manuteneatur“ usw. allen Besuchern an den oben genannten Tagen und allen die ad reparacionem, conseruacionem, augmentacionem premissorium und anderen zum Gottesdienste notwendiger Zierde beitragen. Nur für Anfänger in der Kirchensprache des Mittelalters ist die Bemerkung nicht überflüssig, dass die Ausdrücke: „reparetur“ und „adreparacionem“ ja nicht etwa so auszulegen seien, als wäre die Kirche damals schon in ihrem Gebäude schadhaft und der „Reparatur“ hochbedürftig gewesen, also ihr Alter viel höher hinauf zu setzen; denn die gedachten Ausdrücke sind nichts weiter als die gewöhnlichen Kanzleiformeln, auf die nur dann eine besondere Rücksicht zu nehmen ist, wenn deutliche Stellen im Ablaßbrief selbst, die Vergleichung mit andern Urkunden oder bekannte baugeschichtliche Notizen es fordern. – In Kapseln von Eisenblech befinden sich die Siegel der beiden Kardinäle. Jenes des Richard, sehr beschädigt, zeigt den Ritter St. Georg zu Fuß, den Drachen bekämpfend. Die Umschrift ist weggebrochen bis auf die Worte: diaconus. constanc. Der mit dem Kardinalshut bedeckte Wappenschild hat fünf, durch Querstriche getrennte Reihen von Röslein (drei Reihen mit je vier, die vierte Reihe mit drei, die unterste mit einem). Auch auf der Außenseite des Briefes steht: „Conctan. – Scte licie.“ Vermutlich ist Constances oder Coutance, Stadt mit einem Bistum in der Normandie, zu verstehen. Das zweite Siegel, in Duellii Excerpt. P. 211, Tab. 38, Num. 558 zu finden, hat die Bildnisse der Gottesmutter, St. Johanns des Täufers und St. Hieronymus, dessen Haupt aber in unserem Siegel den Kardinalshut trägt. Das Wappen zu den Füßen hat bei uns sechs, durch Querlinien von einander verschiedene Reihen von Röslein, und zwar so gestellt: 6, 5, 4, 3, 2, 1. Umschrift: S: io: SCTE LVCIE: IN SEPTA SOLIS DIACONI: CARDINALIS: VENETI. Duelli la Strata, allein sowohl in der Urkunde als im Siegel steht deutlich Septa.
Der festliche Tag, an welchem der Kapelle die kirchliche Weihe zu Teil wurde und wer sie ihr gab, ist hier ebenso unbekannt als von Matzleinsdorf; wir dürfen jedoch unbedenklich den Tag Mariä Heimsuchung (2. Juli) daführ annehmen, weil an diesem noch vor hundert Jahren feierlicher Gottesdienst gehalten wurde, wobei um den Ablaß zu gewinnen, eine Prozession aus der Pfarre Melk erschien.
Indessen war aber die Kirche so baufällig geworden, dass ihr der Einsturz drohte; Abt Berthold unternahm es daher sie gänzlich herzustellen. Gerne gab der Fürstbischof von Freising Johann Franz Eckherr, Freiherr von Käpfing und Lichteneck, als Vogtherr (dd. Freising 2. Januar 1723) seine Einwilligung unter der Bedingung, dass der Bau nicht zu kostspielig geführt werde.
Hierauf wurde das alte Kirchlein in den Jahren 1723 und 1724 mit einem Kostenaufwand von mehr als dreitausend Gulden vom Grunde auf erneuert, erweitert, mit zwei Sakristeien zu beiden Seiten des Hochaltars versehen, an die Stelle des Steinturmes an der Westseite ein neuer gebaut, und das Gebäude von Außen und Innen schöner und ansehnlicher hergestellt. Dadurch verschwand die altertümliche Gestalt der Kirche, nur der Chor (Presbyterium) mit seinen vier einfachen Strebepfeilern von Außen und das vermauerte hohe Fenster hinter dem Altar bewahren noch das Andenken des ursprünglichen Baues. Dieses Fenster bildet jetzt eine vom Altarbild bedeckte Nische im Spitzbogen, worin die Lichtöffnung oben in der bekannten Kleeblattform abgeschlossen ist, die in dieser Umgebung nicht selten vorkommt.
Grabsteine, Inschriften oder Jahreszahlen waren nicht vorhanden, wie das Gedenkbuch sorgfältigt vermerkt; eben auch weder Stiftungen oder Jahrtage, noch ein eigener Freithof. Die Mauer vor dem Eingang wurde erst 1774 gebaut.
Das Innere der neuen Kirche hatte Anfangs nur den im Jahre 1732 neu errichteten Hochaltar nach des kunstreichen Franz Rosenstigel Zeichnungen und Rissen, mit dem von Johann Georg Waibl zu Melk gemalten Bild des heiligen Bischofs Nikolaus. Im Jahr 1741 wurde der eine Seitenaltar zu Ehren Unserer Lieben Frau, der andere mit der Bildsäule des heiligen Abtes Leonhard 1749 aufgestellt. Da sich in nicht langer Zeit die Notwendigkeit zeigte, den neuen, nur aus Holz aufgerichteten Turm durch einen dauerhafteren zu ersetzen, ließ Abt Urban II. einen ganz gemauerten und mit Eisenblech gedeckten Turm bauen, wozu am 5. Mai 1783 eine von dem geschickten Uhrmacher zu Melk, Caspar Schardelmüllner, verfertigte Turmuhr hinzukam. Die Baukosten von beinahe 2500 Gulden (die Uhr nicht mitgerechnet) wurden aus dem Vermögen der Kirche bestritten.
Ungeachtet dieser großen Auslagen blieb derselben noch immer eine für ihre Bedüfnisse weit ausreichendes Vermögen an Kapitalien, welches aber 1784 bis 1787 bedeutend vermindert wurden, indem davon auf Verordnung der niederösterreichischen Landesregierung eine Anzahl von öffentlichen Schuldurkunden im Gesamtbetrage von 6200 Gulden dem Stift Melk zu der ihm aufgetragenen Erbauung von Kirchen, Pfarrhöfen und Schulen auf den neu errichteten Pfarren derselben übergeben werden mußte.
Nachdem inzwischen die Dörfer Maierhöfen und Bergern 1784 von der Mutterkirche Melk getrennt und nach Matzleinsdorf eingepfarrt worden waren, wurde durch Konsistorialentscheidung vom 7. Juni 1785 die Abhaltung des Gottesdienstes in der Filialkirche zu Maierhöfen an den bisher gewöhnlichen Tagen erlaubt und dem Pfarrer zu Matzleinsdorf zuständig erklärt.
Dass die Franzosen am 7. Oder 8. November 1805 die Kirche erbrachen, den silbernen Kelch, die Gefässe zu den heiligen Ölen und alle Kirchenwäsche raubten von den Paramenten die Gold= und Silberborten abrissen und die in der Lade aufbewahrten „alten Schriften“ (meist Kirchenrechnungen) zerstreuten, war ein sehr geringer Verlust im Vergleich mit dem Unglück, welches nach wenigen Jahren, dem fortbestand des Gotteshauses die größte Gefahr drohend hereinbrach.
Es war die schreckliche Feuersbrunst, die am 17. März 1808 zu Freiningau ausbrach, in Sturmeseile die beiden Nachbardörfer ergriff, alle drei binnen wenigen Stunden in Asche legte und ihren tieftrauernden Bewohnern einen gerichtlich erwiesenen Schaden von 111024 Gulden Bankozettel verursachte. Zwei Männer, der eine zu Bergern, der andere zu Maierhöfen gingen bei dieser Feuersbrunst zu Grunde. Später (7. April 1827) brannten zu Bergern wieder vier Häuser ab.
Auch die Kirche erfuhr die Wahrheit, dass „die Elemente hassen das Gebilde der Menschenhand; denn trotz ihres festen Baues und obwohl das Dach seit dem Jahre 1801 mit Ziegeln gedeckt war, konnte sie der zerstörenden Flamme nicht wiederstehen, sondern wurde in eine Ruine verwandelt: Die Decke des Schiffes samt dem alten Gewölbe des Presbyteriums, mit Ausnahme der zwei gewölbten Sakristeien, stürzte ein, Altäre Kanzel, Orgel, Stühle, Bilder u.s.w. verbrannten, die hohe, schlanke Blechkuppel des Turmes jener (1847 ebenfalls zu Grunde gegangenen) der Pfarrkirche zu Melk ähnlich, stürzte herab, beide Glocken schmolzen, und bald waren nur die leeren geschwärzten Wände als Grauen eregende Zeugen von der Vergänglichkeit alles Irdischen übrig, außerdem die Zeitverhältnisse durchaus nicht von so ermunternder Art, dass man ein erfreuliches Wiedererstehen der für unentberlich gehaltenen Kirche aus ihrem Schutt hoffen durfte.
Weit entfernt, dass nach dem Verlauf der blutigen Kriegsjahre die Aussichten sich freundlicher gestaltet hätten, war sogar schon im Antrag, das Presbyterium notdürftig zu einem Betort für die beiden Dörfer herzustellen und vom Kirchenvermögen soviel als notwendig sein würde, zur Vergrößerung der Kirche von Matzleinsdorf zu verwenden. Doch im Rate der Vorsehung war es anders beschlossen!
Allgemach bahnte sich der Gedanke Raum, dem heißen, dringenden Wunsch der guten kleinen Gemeinde wieder ein heilbringendes Haus Gottes in ihrer Mitte zu haben, billig Rechnung zu tragen. Nach Überwindung mancher Hindenisse fing man mit dem Notwendigsten an, die Mauern der Kirche und des Turmes unter Dach zu bringen, und wieder sah man die Nachbarn an der ihnen so teuren Stätte zum gemeinschaftlichen Gebet versammelt, wozu die im Jahre 1831 angekaufte Glocke sie einlud; allein der Tod hinderte den Abt Marian von Melk an der Ausführung des begonnenen frommen Werkes.
Sie war seinem würdigen Nachfolger Wilhelm Eder vorbehalten, dessen edlen Tätigkeit es zu danken ist, dass 1840 die Kirche mit einem neuen Altar und dem Bild des heiligen Nikolaus von Johann Herrmann zu Wien gemalt, mit einer schönen Kanzel, einem großen Kruzifix anstatt des Seitenaltares, mit Kirchenstühlen, Sakristeikästen, einem silbernen Kelch, später (1853) mit einer Orgel, mit einer Monstranz und Lampe, kurz mit allem zum feierlichen Gottesdienst erforderlichen Geräten auf das freigebigste ausgestattet, auch das Dach neu hergestellt wurde. Er selbst genoß die Freude, die zu Gottes Ehre und zu christlicher Erbauung dem Verfall entrissenen Kirche am 19. November 1840 zu benedizieren und nach so vieljähriger Unterbrechung gottesdienstliche Handlungen hier wieder die heilige Messe zu lesen. Zu größerem Schutz vor der Gewalt der Flammen wurde 1845 das Kirchenschiff mit einem Gewölbe versehen, auch das Presbyterium feuersicher gemacht, der Turm neu gedeckt usw., ja es ist seitdem kein Jahr ohne zweckmässige Verbesserung oder Verschönerung vorübergegangen.
Die verstorbene Frau Gräfin Ludmilla von Harrach-Rohrau mit ihrer verehrten Familie spendete nicht bloß der Pfarrkirche zu Matzleinsdorf, sondern auch dieser Filialkirche manche wertvolle Gabe zur Zierde derselben; 1857 schenkte Philipp Pechhacker, Hausbesitzer zu Bergern, eine Summe Geld, wovon mittels eines kleinen Beitrages aus dem baren Vermögen der Kirche zwei neue Glocken gekauft wurden, und 1860 wurde eine Turmuhr aufgestellt.
So erscheint dieses freundliche Denkmal der Frömmigkeit und des Gemeinsinnes, nachdem alle Spuren der großen Verwüstung verschwunden und neuem, anständigem Schmuck gewichen sind, in verjüngter, würdevoller Gestalt, um noch in ferner Zukunft Freude, Trost, Segen über die Umgebung zu verbreiten. Im Gedenkbuch von 1741 wird „ein gar altes Kreuz“ mit dem Bildniss des heiligen Nikolaus erwähnt – an der Straße wo sich der Weg scheidet – mit einem Steine, der vor Zeiten als „Opferstock“ diente, aber häufig beraubt und dann nicht mehr gebraucht wurde. Es ist davon nichts weiter bekannt, als dass man 1740 bei der Erweiterung des Weges einige „todte Körper und Menschengebeine“ ausgrub. Vermutlich wurden einst mehrere zur Pestzeit Verstorbene hier in den Schoß der Erde gelegt. – Die Kirche besitzt außer ihren Kapitalien einige in Pacht gegebene Grundstücke. Ein Weingarten zu Emmersdorf an der Donau, an der Steinwand gelegen, und jährlich mit 2 Pfennigen nach Emmersdorf, und in den Hof zu Hain mit 1 Pfennig dienstbar, wurde 1759 wegen Abbaues dem Müller zu Weitenegg um 24 fl. verkauft. (Grundbüchel der Kirche vom J. 1792). Wieder ein Beweis von der Abnahme des Weinbaues in dieser Gegend, der in früherer Zeit viel häufiger betrieben wurde. – Eine kurze Nachricht über diese Filialkirche, vom Verfasser der Geschichte von Melk, steht in der theologischen Monatszeitschrift Hippolytus II. Jahrg. Juli=Heft III. S. 239
Entnommen aus: Geschichte des Benedictiner=Stiftes Melk in Niederösterreich, seiner Besitzungen und Umgebungen.
Ignaz Franz Keiblinger, II. Band. I. Abtheilung. Wien 1869, S. 321
Von Ludwig Pichler mit freundlicher Genehmigung seitens des Diözesanarchivs St. Pölten im Jänner 2005 kopiert und in der heutigen Schreibweise – so es möglich war, wiedergegeben.
Die Sankt Martiuskirche in Unternberg, im Volksmund allgemein die Mertenkirche genannt, dürfte schon im 10. Jahrhundert, und zwar als Holzbau enstanden sein. Im Laufe des 12. Jahrhunderts wurde sie durch einen Steinbau ersetzt. Diese neuere Kirche war im romanischen Stil erbaut und hatte drei Altäre.
Das Patronat über die Mertenkirche übten um das Jahr 1400 die Herren von Matzleinsdorf aus. Diese mögen auch die Erbauer derselben gewesen sein. Der Grabstein, der bis zum Jahr 1784 über die Vertiefung vor dem Hauptaltar des Kirchleins lag, dürfte die irdischen Überreste des Bauherrn zugedeckt haben. Er liegt jetzt vor der Hoftür des Bauernhauses Unterkoth, mißt 87:180 cm, ist aber derart ausgetreten, dass die Inschrift gar nicht mehr, das Wappen nur teilweise zu erkennen ist.
Über meine Veranlassung wurde der Stein abgezeichnet und das Wappen sachgemäß ergänzt.
Infolge des Wallfahrtsverbots Kaiser Joseph II. verlor das Kirchlein auch seine letzte Einnahmsquelle – die Opferkreuzer – und die damals lebende Generation hatte kein Interesse für Baudenkmäler. Da kein Fonds (Geldvorrat – für bestimmte Zwecke) zur Erhaltung der Kirche vorhanden war und sie auch in seelsorglicher Beziehung keinen Zweck erfüllte, weil Gottesdienst nur in Pfarrkirchen gehalten werden durfte, verfiel die Kirche der Sperrung; sie wurde ihres Charakters als Gotteshaus entkleidet (= exekriert/entweiht) und damit gleichsam für Vogelfrei erklärt.
Das Steinmaterial aber wurde nach Purgstall geführt und zur Herstellung der Friedhofmauer verwendet.
Die Kirche war, wie aus den noch teilweise vorfindlichen Grundmauern zu ersehen ist, bei einer Breite von ca. 12 m, in der Apsis (halbrunde oder vieleckige Altarnische im Chor einer Kirche) 17 m lang.
Teilentnahme aus: Geschichte des Marktes Purgstall a. d. Erlauf von Coelestin Schachinger, Benefiziat in Purgstall, Nieder-Österreich 1913 (2. unveränderte Auflage 1973) im Selbstverlag des Verfassers, S. 69/70

Die abgezeichnete Grabplatte aus der ehemaligen St. Martinskirche
Im Zuge der josephinischen Pfarregulierung setzte sich der Grundsatz durch, daß man neue Seelsorgestationen, die als Filialen einer Kloster- oder Stiftspfarre anzusehen waren, dem betreffenden Kloster bzw. Stifte zuwies. Dem Kloster wurde sodann nahegelegt, für die neuen Baulichkeiten aufzukommen, das Kloster hatte aber auch – sofern es sich um Männerorden handelte – einen Seelsorger auf diesem neuen Posten zu exponieren und für seinen Lebensunterhalt zu sorgen. Doch nicht nur, wenn ein neuer Seelsorgeort Filiale einer Stifts- oder Klosterpfarre war, galt diese Regelung, sie galt auch, wenn die neuen Pfarr- oder Lokalienorte „denselben (Klöstern) als Herrschaften dazugehören“ (** Seite 188).
Keiblinger zitierte den Befehl des Kaisers (Joseph II.) aus dem Jahre 1783, demzufolge der Melker Stiftsabt Urban Hauer folgende neue Kuratie zu errichten hatte: (u. a.) Matzleinsdorf (Ignaz Franz Keiblinger, Geschichte des Benedictiner-Stiftes Melk in Niederösterreich 1 (Wien 1851) 1030f. – Vgl. hiezu Österr. z. Z. Kaiser Josephs II. (Ausstellungskatalog) Nr. 711).
Entnommen aus: (** Unsere Heimat Jahrgang 53, Heft 3, 1982), Seite 189
Der weg in die unendlichkeit –
er ist dir vorgegeben –
da du ihn jetzt wohl gehen mußt –
nimm abschied nun vom leben.
Nur sünde könnte hindern dich –
den rechten weg zu finden –
doch hast du stets mit gott gelebt –
bist du wohl ohne sünden.
Dein leben es war manchmal hart –
sehr oft nicht mehr zu biegen –
mit gottes hilfe konntest du –
doch immer wieder siegen.
Doch nun ist es für dich vorbei –
dein leben deine sorgen –
in gottes schoß da bist du nun –
Erdacht von Ulrich F. Prinz
(Matzleinsdorf)
Blatt Nr. 125
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