Burgställe und Wallanlagen

Das Mühlviertel und die Herren von Zelking

Die Geschichte der Pfarr- und Wallfahrtskirche (von Kefermarkt)

Eng mit der Geschichte der Kirche von Kefermarkt ist Freiherr Christoph von Zelking verbunden. Er erbrachte als Einziger eine Tat, die wohl einmalig für das Spätmittelalter ist.
Christoph von Zelking wurde 1455 zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt. Er entstammt einem Geschlecht, das sich nach der gleichnamigen Burg bei Melk nannte und dessen Ahn mit der Gründung des Benediktinerklosters Seitenstetten 1112 in Verbindung gebracht wird. 1288 ist ein Otto von Zelking Burghauptmann von Freistadt, also Befehlshaber der Grenzwacht gegen Böhmen. Nach der ersten Nennung der Burg Weinberg 1305 wurde Alber von Zelking 1382 alleiniger Besitzer dieses landesfürstlichen Lehens. Wilhelm, Christophs Vater, war mit der Belehnung der Feste Weitra ebenfalls Befehlshaber der Grenzwacht geworden. Seit 1470 war Christoph der einzige männliche Spross der Familie. Er vereinigte den gesamten Besitz – neben Weinberg auch Zelking und Leonstein – in einer Hand und verfügte über sehr beträchtliche Geldmittel.
Der Beginn des Kirchenbaues ist mit dem Vertrag vom 12. 11. 1473 zu bestimmen, den Christoph mit dem Pfarrer zu Lasberg, Ruprecht Khuen, in dessen Pfarre Weinberg lag, abschloss. Dieser besagt, dass der Pfarrer gegen bestimmte Entschädigungen den Bau einer Kirche und die Abhaltung einer Wochenmesse in der zu erbauenden „khapellen und khirchen“ durch den Burgkaplan erlaubte. Ein Jahr später wurde die Stiftung erweitert. Der Kirchenbau erfolgte als Erfüllung eines Gelübdes mit Zustimmung des Bischofs der Diözese Passau. Christophs Anstrengungen um den Bau beweisen drei Ablassbriefe aus dem Jahre 1473. In einem wird angedeutet, dass das Oratorium oder die Kapelle schon begonnen, aber noch nicht vollendet sei. In diesem Jahr musste der Bauherr als Hauptmann des Marchlandviertels gegen die Böhmen zu Felde ziehen. 1475 gestattete der päpstliche Nuntius Alexander die Messfeier auf einem Tragaltar (Portatile) für die Pilgerscharen auf den fünf erbauten, aber noch nicht geweihten Altären. Im höchstrangigen Ablassbrief des Papstes Sixtus IV. vom 3. Jänner 1476 wird erwähnt, dass das Gotteshaus bereits seiner Vollendung entgegengehe. Die tatkräftige Förderung ermöglichte die Kirchenweihe am 30. 10. 1476 mit Hochaltar und vier Seitenaltären sowie am folgenden Tag (dem Fest- und Namenstag des Schutzheiligen Wolfgang) die Weihe der Sebastianskapelle über der Sakristei. Die Feierlichkeiten vollführte der Weihbischof von Passau, Albert Schöndorfer, Titularbischof von Salona in der Erzdiözese von Athen (Weihbischof 1473–1489, † 7. Juli 1493), den mehr als nur diese Weihe mit Kefermarkt verband. Weihbischof Albert diente als „Modell“ für den hl. Wolfgang im Schrein des Flügelaltares. Ein anderer Weihbischof von Passau, Alexander, gestattete 1477 von Steyr aus die Aufbewahrung des Allerheiligsten, die sonst nur das Vorrecht von Pfarrkirchen war.
Christoph verfolgte auch weiterhin zielstrebig sein Vorhaben, für das kleine Keferndorf das Marktrecht zu erlangen. Kaiser Friedrich III. erhob am 18. September 1479 die Ortschaft zum Markt.
Der Höhepunkt von Christophs Bemühungen war erreicht, als es ihm gelang, die Wallfahrtskirche zu einer Pfarrkirche erheben und Kefermarkt als selbstständige Pfarre von der Mutterpfarre Lasberg zu lösen. Kaiser Friedrich III. half seinem getreuen Gefolgsmann insofern, da er als Lehensherr 1480 dem gegenseitigen Tausch der Vogtei der Veitskirche von Lasberg mit der Margarethenkirche in Groß Gerungs zustimmte. Damit brachte Christoph nicht nur die Begräbnisstätte seines Vaters und Bruders in Lasberg an sich, sondern konnte als Lehensherr auch Kefermarkt aus dem Pfarrsprengel Lasberg lostrennen. 1489 hatte Christoph vom Kaiser gegen Bezahlung von zweitausend Gulden die Pflegschaft mit Landgericht zu Freistadt erworben. Am 28. 10. 1490 ließ Christoph sein ausführliches Testament verfassen, das bis jetzt nicht annähernd ausgewertet wurde. Er starb am 2. 8. 1491 in seinem Haus in Freistadt und wurde in der Kefermarkter Kirche in der Gruft vor dem Hochaltar beigesetzt. Das Hochgrab wurde 1776 eingesenkt und die in den Boden des Chores eingelassene Grabplatte aus Adneter Marmor 1897 an der linken Chorwand angebracht – die Inschrift des Wappensteines in gotischen Minuskeln: „Hie ligt begraben Cristoff hern wilhalbm von celkin säligen sun dr gestorben ist nach Christi gepurd MCCCCLXXXXI jahre an sand steffans tag, des heyligen pabst dem got gnad“.
Die lateinische Inschrift des verlorenen Hochgrabes ist überliefert und an der linken Chorwand aufgemalt. Sie lautet:
„Christoph Freiherr von Zelking, berühmt durch Abstammung und Kriegstaten, ruht unter dem Marmor in der von ihm erbauten Kirche; sein Geist ist in der Seligkeit des Himmelreiches. Mehr wollte er zu Lebzeiten erreichen, doch raffte ihn der Tod zu früh weg. Wer auf diesem Marmor den Namen des großen Mannes liest, möge beten: Lebe in Gott.“
Nach dem Ableben Christophs übernahm sein Sohn Veit die weitere Ausstattung des Gotteshauses: 1504 weihte der Weihbischof Bernhard Meurl der von 1491 bis 1509 auch Pfarrer von Freistadt war, zwei Altäre „subtus basilikam“ zu Ehren Fronleichnams und der Vierzehn Nothelfer. Veit von Zelking stiftete um 1516 die große und die mittlere und um 1520 die kleine Glocke. Er starb 1559. Bereits 1526 hatte Veit den Prediger der Wiedertäufer Hans Schlaffer im Schloss Weinberg gastlich aufgenommen und 1558 lutherische Prädikanten nach Kefermarkt berufen. Nach 1568 gab es in Kefermarkt keinen einzigen Seelsorger mehr. 1614 wurde ein  Altar abgebrochen. 1629 verkaufte der überzeugte Protestant Christoph Wilhelm von Zelking Weinberg an Hans Christoph von Thürheim und zog sich auf seine Stammburg Zelking bei Melk zurück. Er starb 1631. Mit seinem unmündigen (*) Sohn Ludwig Wilhelm ist 1634 dieses alte Geschlecht erloschen.
Entnommen aus: Wallfahrtskirche Kefermarkt („Kirchenführer“), Kunstverlag Hofstetter, 1996 und 2001, Seite 2–4

(* Ludwig Wilhelm von Zelking starb als 28-jähriger!)



Der Wolfgangsaltar in Kefermarkt

(*) Das Altarretabel der Spätzeit des 15. Jahrhunderts, zu deren größten, schönsten und entwicklungsgeschichtlich bedeutsamsten der Hochaltar in der St. Wolfgangskirche zu Kefermarkt gehört, gibt nicht nur Zeugnis von Vorstellungskraft und innerer sowie äußerer Formgewalt am Ende der Gotik, sondern ist zugleich Denkmal einer künstlerischen Eigenschöpfung, die nur im europäischen Zentralraum geschaffen werden konnte.
(Teilentnahmen aus dem Vorwort)

Um 1490 hat der Viertelhauptmann und Besitzer des nahen Kefermarkt liegenden Schlosses Weinberg, Christoph von Zelking, den fast 14 m hohen Schnitzaltar bei einer uns unbekannten Werkstätte bestellt. In seinem Testament hat er für die Vollendung und Aufstellung des hervorragenden Kunstwerkes Sorge getragen. Das ursprünglich farbig gefaßte Altarwerk verlor bei der Restaurierung 1852–1855 die Fassung.
(* Entnommen aus: Benno Ulm, Kefermarkter Altar [Broschüre 19×21 cm, dreisprachig], 1978, Seite 2)

Der Kefermarkter Flügelaltar


(*) Herr auf Schloß Weinberg war 1467–1491) Christoph von Zelking. Ihm hatte der damals viel verehrte hl. Wolfgang in seinen „großen Nöten“ auffallend geholfen. Wohl in Erfüllung eines Gelöbnisses baute er „auf einem grünen Wasen“ die herrliche, dreischiffige Kirche in Khefferndorf, die eine Wallfahrtskirche zu Ehren des hl. Wolfgang werden sollte.

Die Anschaffung und Ausstattung des Hochaltares hatte Christoph von Zelking bereits vor 1490 mit dem Künstler vereinbart und dem Meister auch eine Anzahlung geleistet, sonst hätte er in seinem ausführlichen Testamente nähere Weisungen gegeben (Seite 4).

Der Altar war mithin im Jahre 1497 vollendet und aufgestellt mit Predella, Schrein und Schreinwächtern, beweglichen Flügeln und dem Gesprenge oder Aufbau, er war in Farben gefaßt und vergoldet, wie Christoph von Zelking verfügt hatte. Auch die beweglichen Flügel sowie die Rückseite des Schreines hatten, wie üblich, Gemälde erhalten (Seite 5).

Dem Eingreifen des damals kunstverständigen Pfarrers Franz Xaver Hölzl in Kefermarkt (1849–1876) ist es zu verdanken, daß der schon recht wurmstichige und morsche Altar gerettet wurde (Seite 6).

Die verheerende Tätigkeit des Holzwurmes zeigte sich schon nach wenigen Jahrzehnten wieder; mehrere spätere Versuche zu seiner Bekämpfung hatten kaum einen Erfolg. Erst die Durchgasung der ganzen Kirche mit Blausäure (4. bis 12. November 1912) vernichtete den Holzwurm. In den folgenden zwei Jahren wurde der Altar gründlich renoviert, an seinem Bestand aber nichts geändert (Seite 8).
(* Teilentnahmen aus dem „Kirchenführer“: Der Kefermarkter Flügelaltar von Florian Oberchristl, 13. Auflage, 1987)

Kefermarkt

Pfarrkirche hl. Wolfgang

Baugeschichte.  Unter Christoph von Zelking als Wallfahrtskirche erbaut, Langhaus urkundlich 1473–1476 (Weihe 1476); der Chor ab 1490/91, wahrscheinlich 1497; Sakristei Ende 15. Jahrhundert, Oratorium darüber Ende 18. Jahrhundert – Statische Sanierung des Gewölbes und Dachstuhl(s) 1752, Strebepfeiler des Langhauses durch Mauerbögen verbunden. – Renovierung 1788–98 (Entfernung der Maßwerke in den Chorfenstern). Restauriert außen 1959, 1970er Jahren; innen 1929, 1935, 1959, 1982 (Seite 332).

Grabsteine: Chor. Christoph von Zelking, gestorben 1491; im Presbyterium gemalte Stifterinschrift von seinem verlorenen Hochgrab mit Wappen.
Gruftkapelle: Im nördlichen Emporenjoch ehemalige Gruftkapelle der Familie Zelking, … Grabplatte mit Relieffigur des Veit von Zelking (gestorben 1559) in Rüstung vor perspektivischem Raum, Rotmarmor (Seite 335).  
(Teilentnahme aus: DEHIO/OÖ, Mühlviertel, 2003)